13. April 2015

New York, New York

Hallo alle Miteinander,

eine gute Woche bin ich nun bereits hier im "Big Apple" gestrandet. Meine gute Meldody, die im Bauch der "MS Boheme" über den Atlantik tuckert und am 8. April eigentlich im "Port of Newark" eintreffen sollte, hat ein wenig Verspätung. Irgendwie habe ich ja damit gerechnet, da mir andere Motorradreisende ähnliche Erfahrungen mit dem Verschiffen berichtet haben. Von daher bin ich Jacob recht dankbar, dass er mir solange Unterschlupf bei sich gewährt. Er ist selbst vor 6 Jahren zwei Jahre lang die Panamericana gehfahren. Von daher dachte ich eigentlich der Gesprächsstoff würde nie versiegen, aber er ist leider eher ein Einzelgänger, so dass ich mich die meiste Zeit mit sightseeing beschäftige, was ja in New York nicht ausserordentlich schwierig ist...

Als dann am Samstag auch endlich das Wetter wieder besser wird, mache ich mich mal wieder auf den Weg nach Downtown Manhattan, ins Financial District.


und natürlich in die 


wo ja jeden Tag auf's neue die Geschicke unserer Zivilisation entschieden werden...


an der "New York Stock Exchange"

Auch die Jungs um Hr. Ackermann a.D. sind nur unweit entfernt


Ich schlendere weiter entlang Richtung Süden, an diesem wundervollen Samstagmittag bis ich am "Battery Park" ankomme. Dem von Touristen überfüllten Süd-Zipfel Manhattans, von wo aus man Bootstouren durch die Bucht, nach Staten Island und nach Liberty Island machen kann. Allerdings war mir nicht nach drei Stunden Wartezeit inmitten dieser Menge zumute, so dass ich weitergezogen bin, da ein leicht entferntes Gebäude meine volle Aufmerksamkeit auf sich zieht.



Es ist das neue "One World Trade Center", als Nachfolger des 2001 zerstörten. Ich mache mich auf den Weg zum "Ground Zero", wobei es sich um einen sehr touristischen Ort handelt. 


Die beiden ehemaligen Fundamente der Zwillingstürme sind als Denkmäler etabliert wurden, in Form von 2 Wasserfällen mit Fontänen exakt an der Stelle der ehemaligen Gebäude. Umringt sind diese "Memorials" mit den Inschriften der Verstorbenen vom 11. September. 



Und daneben dann jener neue Turm, bei dem ich erstmals die Bedeutung "Wolkenkratzer" verinnerlicht habe, als ich drei Tage zuvor schon einmal hier war. Da war es nämlich ziemlich neblig und ich konnte wahrhaftig nicht die Spitze erkennen, die irgendwo da oben sein musste. Einfach atemberaubend, so was hab' ich noch nie zuvor gesehen!! 

An diesem Tag sieht das allerdings ganz anders aus!


Zu Beginn des Baus im Jahre 2006 wurde das Projekt noch als "Freedom Tower" getauft, was allerdings im Jahr 2009 aus kommerziellen Gründen revidiert wurde, da man sich unter dem Namen "One World Trace Center" mehr potentielle Mieter erhoffte. So wurde das 541 Meter hohe Gebäude, was als das aktuell viert höchste Bauwerk der Welt gilt, wobei es da anscheinend Streitigkeiten zwischen der architektonischen Höhe bis zum Dach und der Gesamthöhe der Antenne gibt, im November 2014 eröffnet. 


Die Gesamthöhe, welche jene bis zum Ende der Spitze darstellt, misst exakt 1776 ft (Fuss), was sich offiziell auf die Unabhängigkeitserklärung der U.S.A. aus dem Jahr 1776 bezieht. So kann man's auch machen...

Ich bin echt beeindruckt, als ich am Fuße des Gebäudes stehe und nach oben schaue und es kein Ende zu geben scheint...


was wohl so gewollt ist und auf den Grundriss des Gebäudes zurückführt, der sich "Antiprisma" nennt, wie man mir erklärt. Insgesamt sind es 104 Stockwerke, wobei die obersten 4 Etagen einmal Aussichtsplattformen sein sollen, bei einer Höhe um die 400 Meter. Leider kann man diese erst ab dem Sommer offiziell besichtigen, besteigen wohl auch hier wieder aus "Safety Reasons" eher nicht... 


Sehr sehr imposant alle Mal!!!

Vielleicht gibt es ja hier auch einmal einen "Upstairs running contest", wie im Empire State Building, wo sich Leute darin messen, wer am Schnellsten die Treppen hinauf sprinten kann. Hört sich interessant an oder...!? :-)

Da es erst früher Nachmittag ist, setze ich mich wieder in die subway. Ein Zug ist hier so lang, dass er in München wohl problemlos eine mit der nächsten Station auf der Stammstrecke verbinden könnte. Alles etwas größer. Ich fahre in den Norden und laufe durch den Central Park...


der auch als die "Grüne Lunge der Stadt" bekannt ist. Sogar innerhalb des gesamten Parks gilt striktes Rauchverbot. Dieses Motiv kommt dem ein oder anderen vielleicht aus Filmen bekannt vor? 


Am Sonntag lädt mich Neil, den ich auch über Horizons Unlimited kennen gelernt hab, zum "Ultimate Frisbee" in den Prospect Park in Brooklyn ein.


Da es Bombenwetter hat, macht es echt super Spaß, auch wenn ich überhaupt keine wirkliche Ahnung davon habe und die Scheibe meistens nicht mal richtig fange und wenn doch, spätestens beim weiterschmeißen, das Ding heillos in die Wildnis feuere...


Aber wie schon gesagt, es macht irre Spaß und ich bin nach zwei Stunden ziemlich schlapp, aber happy ein wenig Sport gemacht zu haben.


Neil, der eigentlich Daniel heiß lebt seit 15 Jahren hier in New York, nachdem er mit seinen Eltern damals aus Kiev hierher immigriert ist. In zwei Jahren, so erzählt er mir, darf er die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragen. In der Zwischenzeit darf er nur die USA nicht übermäßig lange verlassen, was ihn somit aktuell von einer längeren Motorradreise ausserhalb der USA abhält....

Überhaupt ist die ganze Stadt ein Mix aus allen Kulturen der ganzen Welt. Abends laufe ich vom Park aus nochmals gut 5 Kilometer bis zum Hudson River, um mir die Skyline von der Brooklyn-Seite aus anzuschauen. Da es schon dunkel wird, versuche ich mich darin ein paar schöne Bilder zu machen und bereue zutiefst mein Stativ nicht dabei zu haben, was schön in meinem Tankrucksack in Jacobs Wohnung liegt...


Als es dann fast gänzlich dunkel ist, laufe ich nochmals über die Brooklyn bridge. Dieses Mal in entgegengesetzter Richtung nach Manhattan hinein und spiele noch ein bißchen weiter mit meiner neuen Kamera, die ich mir für diese Reise gegönnt habe...



New York wartet auf mich mit vielen unterschiedlichen Eindrücken auf. Es sind alle Nationen vertreten. Asiaten, die vornehmlich Restaurants und Laundry-shops betreiben, Europäer aller Länder, die so ziemlich allen Geschäften nachgehen, vorrangig Finanziellen und ebenfalls viele Hispanics und Süd-Amerikaner. Vielen gemein ist der ausgeprägte Hang zum Sport und einem "very Healthy Lifestyle", da der durchschnittliche New Yorker viel auf seine Gesundheit und seinen Körper hält. So gibt es unzählige "Gyms", die 24 Stunden geöffnet sind, sogar inmitten der Wall Street, wo man auf dem Laufband Kilometer schruppen oder dem "Stairs stepper" endlose Treppen steigen kann. Da dies auf der Arbeit in einem 250 Meter hohen Gebäude wohl aus Zeitgründen nicht möglich ist, muss man es eben Nachts im Fitnessstudio mit 50 anderen vor mind. 10 LCD-Flachbildschirmen und einem "gluten-free drink" in der Hand nachholen...


Welcome to New York!!!


Viele die es zu Wohlstand gebracht haben, aber auch sehr viele die auf dem Weg dahin auf der Strecke geblieben sind. So begegne ich ebenso sehr vielen Obdachlosen, die in den U-Bahnstationen schlafen, mit Einkaufswagen umher ziehen und in den Zügen um Geld betteln. Ich frage mich dann oft, aus welchen Gründen und mit welchen Hoffnungen sie einst in die Stadt gekommen sind und wie ihr Weg war, dass sie heute so leben wie sie es nun tun...

Und ich frage mich wie viele Banker und Börsianer am Wochenende wohl depressiv zu Hause sitzen, aus Gründen der Einsamkeit nach Feierabend, des geplatzten Millionen-Deals oder des versemmelten Immobilienfonds? Im Schnitt nimmt sich hier jede Woche einer dieser Menschen das Leben und weltweit ist es zudem noch ein Top-Banker im oberen Management, der jede Woche vom Hochhaus springt oder sich in den eigenen vier Wänden erhängt...



Wo Licht ist, ist auch Schatten!!!

und desto mehr Geld im Spiel ist, desto dunkler ist er anscheinend...



Heute ist mein Schiff endlich in New York angekommen. Allerdings muss ich nun warten, bis der Zoll sein OK gibt, bis ich mein Motorrad endlich auslösen darf und losfahren. Ich gebe zu, ich bin langsam echt ungeduldig! 

Aber nicht mehr lange...

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