1. April 2014

Im Tal des Todes

...war ich am vergangenen Wochenende!


Zuvor haben wir in der Woche noch meinen Service-Truck etwas "gepimpt", da man (oder ich) ja nicht genug Licht haben kann, wenn es mal dunkel wird... :-)



Butch war so freundlich und meinte Donnerstags zu mir, "What are you doing at the weekend, Alexander? Take my bike I don't need it this time..." Gesagt, getan, da ich mich ja nicht zwei Mal so bitten lasse! :-)


Dann meinte er noch, es wäre keine gute Idee nach San Francisco zu fahren, da es regnen soll im Norden. Lieber soll ich doch nach Süden und somit schickt er mich in die Wüste, was ich auch wahrlich verdient habe!


Also heißt das Ziel meines 2-Tages-Wochendausflug "Death Valley"




Ich fahre morgens gegen 9 Uhr bei ihm vom Hof los in Richtung Süd-Osten nach Porterville und nehme eine sehr kurvige Straße querfeldein durch die Berge bis hinauf auf ca. 1.800 m, welche mich bis zum Isabella Lake bringt, wo ich meine erste Pause mache. Anschließend weiter in östlicher Richtung durch Ridgecrest, wo links und rechts die beiden größten atomaren Testgelände der US Armee sind. Also wahrlich ein 1A Ausflugsziel... ;-)

Kurz hinter Troona überwinde ich eine weitere Bergkette und dann wird das Ambiente noch wüstlicher...


Hinter der nächsten liegt das vermeintliche "Tal des Todes".

Plötzlich wechselt der Asphalt in eine "Gravelroad" zu deutsch Schotterstraße, was ich ja an sich super toll finde, auch trotz Unmengen an Wellblech,


aufgrund der Tatsache, dass aber nicht mein bike ist, mich doch recht vorsichtig sein lässt. Was sich auch darin äussert, dass ich die folgende Wegbeschilderung befolge, was ich mit meiner guten Melody wahrscheinlich nicht getan hätte...


und so komme ich ein wenig später dann am Eingang zum Nationalpark an.


Hier treffe ich zwei Motorradfahrer aus Canada, ebenfalls auf BMW, die auf USA-Tour sind. Einer von Ihnen hat zwei große Farmen in Alberta und lädt mich herzlich ein, bei ihm vorbeizuschauen und auch gerne zu arbeiten, falls ich mal durch Canada reisen möchte. :-)

Da wir zwar die gleiche Route voraus haben, die beiden allerdings wesentlich schneller als ich unterwegs sind, verliere ich sie alsbald aus den Augen und verwahre die Adresse von Blake sicher in meiner Tasche, für (m)eine potentielle "Panamericana"-Reise, irgendwann....

Ich komme gegen halb Sechs am Rande des Tales an, wo eine größere Siedlung aus Souvenier-Shop, Hotel, Campingplatz usw. etabliert ist, halt sehr auf Tourismus. Da ich bereits 500 km an diesem Tag hinter mich gebracht habe, erstaunlich viel für mich, und den gleichen Weg ja am drauffolgenden Tag erneut vor mir habe, beschließe ich hier zu nächtigen. Auch da ich diese Gegend ja überhaupt nicht kenne, denke ich sind 12 $ eine halbwegs angenehmer Preis, für eine Nacht. Diese muss ich per Kreditkarte an einem Automaten zahlen, was mir gar missfällt und meine Überzeugung stärkt, dass die überall fehlende zwischenmenschliche Kommunikation ein Grund für die Oberflächlichkeit und Muffigkeit vieler Amerikaner ist. 

Ich baue also mein gutes Zelt, welches ich für diesen Fall mit hierher genommen habe, auf, versuche die Heringe ohne möglichst viele krumm zu schlagen, mit festem Halt im steinigen Wüstenboden zu verankern und folge anschließend der Einladung der netten Dame nebenan, zum Abendessen... :-)

Ich frage mich noch, ob ich die seitlichen Schnüre gegen den Wind überhaupt brauche, da der Himmel recht klar und keinerlei Wind in Sicht ist. Aber wer weiß, was sich so ein "Tal des Todes" so alles einfallen lässt?

Und es dauert keine Stunde und es bläst ein Wind, wie ich in selten gesehen habe und ich bin erstaunt, dass mein Zelt überhaupt noch steht, da schon viele andere neben mir die Biege gemacht haben. Ich stelle das Motorrad als Windschutz auf, da mein Zelt sonst auf nahezu die Hälfte seines Volumens zusammengepresst wird, da ich unglücklicher Weise dem Wind volle Breitseite gewähre. Plötzlich während eines Moments höre ich nur ein lautes "Bumm" und noch bevor ich mich umdrehe, ist mir schon klar, Butch's noch immer nagelneues Motorrad liegt auf der Seite. Vom Wind weggeblasen... :-/

Ich denk' nur noch "Ach Du scheiße", stelle es wieder auf und binde es an zwei Steinen an, um dies nicht nochmal geschehen zu lassen.


In der Zwischenzeit wird es dunkel, ich habe bereits Unmengen Sand im Zelt, in jeder Ritze, im Schlafsack, Portemonaie, einfach überall, zerschlage den Gedanken an das auf der anderen Straßenseite liegende Hotel allerdings aus Preisgründen (was sich am nächsten tag auch als richtig herausstellt, bei 170$ / Nacht) und aufgrund der Tatsache, dass ich bei dem Wind und Sandsturm mein Zelt und das Innenleben eh niemals unbeschadet abgebaut bekomme. Also Augen zu und durch, wobei ich gefühlt überhaupt nicht schlafe, andauernd Wasser trinke, da der Sand meinen Mund austrocknet, was wiederum zu nächtlichen Spaziergängen zur Toilette führt, die ich allerdings später zum nächsten Busch abkürze un das alles bei in einem Zelt, von dem ich meine, dass es mich manchmal seitlich erdrücken will und ich jederzeit damit rechne, dass es "ping" macht und die Schnüre reisen und dann .... ?

Allerdings hält es tapfer durch und ich muss schon sagen, die 80€ waren damals vor drei Jahren in Italien eine der lukrativsten Investitionen in meinem bisherigen Leben! 

Mit eineinhalb Kilo Sand im Zeltinneren werde ich gegen acht Uhr von Greg, einem Motorradfahrer aus Nordkalifornien, mit den Worten "Do you want to come over for breakfast?" geweckt. Gerne nehme ich die Einladung an. Er und seine Frau haben im Hotel genächtigt  und hatten  Mitgefühl, dass ich doch eine schreckliche Nacht gehabt haben müsse... 
Auch er ist Farmer und baut Nüsse, Mandeln etc. nördlich von SF an und als ich ihm von meinem Traum der "Panamericana" erzähle, bietet auch er uns an bei ihm Station zu machen. Nur zu Besuch oder auch um die Reisekasse aufzubessern... :-)

Das Wetter bessert sich nun, die Wolken verschwinden und auch der Wind und ich beschließe, nachdem ich gegen 9:30 wieder fahrtauglich bin, noch einige Meilen weiter hinein zu fahren bis zu Talsohle.

Nun registriere ich erst, dass neben den Kratzern sogar der Bremshebel vom Sturz abgebrochen ist...


und frage mich was ich Butch erzählen soll, entscheide mich aber ziemlich schnell bei der Wahrheit zu bleiben.

Zum weiterfahren reicht es noch, muss ja irgendwie, und so geht es weiter bergab


bis zur Talsohle


die ja unterhalb des Meeresspiegels liegt, wo ich dann umdrehe und mich gegen halb elf auf den Rückweg ins 500 km entfernte Tulare mache. 

Ziemlich zügig lege ich diese auch zurück, stoppe zweimal um zu Essen und zu telefonieren...


und komme gegen sieben Uhr Abends wieder zurück. Ich habe mich mehrmals gefragt, warum ich überhaupt so weit fahre diese ganez Strecke? Nur um sagen zu können, "Ich war im Death Valley"? Gerne möchte ich nochmal dort hin, mit mehr freier Zeit im Gepäck.

Butch beichte ich direkt was geschehen ist, er nimmst allerdings gelassen und meint nur lachend "Shit happens" ....

Zumindest bin ich nun ein wenig besser drauf... :-)