5. Oktober 2012

Anatolien

22.562 km 

Nach den sehr interessanten Tagen auf der Bursa Tarim Fuari, machen wir uns alsbald auf den Weg die Großstadt Bursa in Richtung Osten zu verlassen, um nun endgültig ins ländliche Anatolien vorzustoßen, wo uns alsbald im 5 Minuten-Takt Traktoren entgegen kommen oder wir welche überholen müssen.


Dies ist nun ein sehr gängiger Anblick. Auch sitzen sehr oft 3 oder gar 4 Personen neben dem Fahrer auf einem solchen Gefährt und falls die Anzahl der Fahrgäste noch höher wird, auf dem Anhänger ist ja noch genügend Platz… :-) Leider habe ich hiervon im Vorbeifahren kein Foto machen können...

Der Nationalstolz der Türken ist auch im Landesinneren weiterhin ungebrochen.


Überall im Land wird gebaut. Die Türken scheinen für mich ein sehr fleißiges Volk zu sein. (Das krasse Gegenteil zu den Griechen!!) Allem voran werden neue Straßen gebaut, vor allem die Fernstraßen sind entweder in einem sehr neuen Zustand 


oder aber eben im Bau. 


Auch habe ich den Eindruck, dass die deutsche Wirtschaft hieran reichlich partizipiert – oder zumindest die WIRTGEN-Group – da mit deren Straßenfräsen und Kaltrecyclern,  VÖGELE -Fertigern, HAMM – Verdichtungsgerät nahezu ausschließlich neue Maschinen aus dem Hause WIRTGEN zum Einsatz kommen. Einmal mehr stehen Maschinen „made in Germany“ hoch im Kurs…


 ...dies ist das älteste Exemplar, dem wir begegnen.

Allerdings sind die restlichen Straßen, Nebenstraßen usw. in einem weniger guten Zustand, da diese auch mal schnell in Kies und Schotter wechseln oder riesige Schlaglöcher und Bodenwellen zum Vorschein kommen. Von daher kann das neue Federbein nun zeigen, was in ihm steckt...

Von Bolu aus folgen wir der Fernstraße 100, welche die komplette Türkei von der bulgarischen bis zur iranischen Grenze durchzieht. Je weiter wir nach Osten vordringen, desto kleiner werden die Parzellenstrukturen und es fällt mir schwer zusammenhängende Stücke von mehr als 1 ha ausfindig zu machen. 


Dies war der Ausblick aus der Wohnung am Stadtrand von Samsun, in der wir übernachtet haben. Bis auf 1 Morgen kleine unterteilte Stücke sind hier ganz normal...

Das gesamte Areal, auf welchem dieser Mähdrescher seine Arbeit verreichtet, misst geschätzt 5 ha und ist in 8 einzelne Parzellen von unterschiedlichen Farmern aufgeteilt,


wie ich später erfahre, als ich zu den wartenden Bauern und ihren Traktoren hin stiefele. Da lediglich Zeichensprache möglich ist, erfahre ich wenig an Details, aber trotzdem sind alle äußerst freundlich und Willens, dass ich Fotos von ihnen mache...


Die Traktoren sind der ganze Stolz, dieser Männer, von daher decken viele die Motorhauben mit eigens dafür gemachten Tüchern ab, um diese vor Schmutz, umherfliegenden Steinen und sonstigem Unrat zu bewahren...


Dies ist Mustafa mit seinem neuen Erkunt-Schlepper, mit Allrad, da legt er viel wert drauf, was ich bei diesen Schlamm-Schlachten auch durchaus verstehen kann... ;-)




;-)

Bei der zu erntenden Frucht handelt es sich um "Pirinc". Dies ist türkischer Reis und dieser muss im recht feuchten Zustand geerntet werden, da die Ähren bereits stark abgetrocknet sind.


Da nicht alle Schlepper bis zum Mähdrescher gelangen, wird teilweise von Hand überladen (!!!)



Da ja keine Stroh-Häcksler, Spreuverteiler oder ähnliches Equipment an den Dreschern installiert sind, hat mich natürlich interessiert, was sie mit dem Stroh anfangen? Lediglich mit seinem Feuerzeug versucht Mustafa mir zu erklären, dass sie...  

und mir wird sofort klar



das ganze Zeugs einfach abfackeln!

Nun verstehe ich auch, warum ich bisher noch keine einzige Rundballenpresse zu Gesicht bekommen habe. Der türkische Markt für diese oder gar Großpacken- wird wohl stark im Keller sein...? :-)

Überall am Straßenrand passieren wir nun die Bauern, die ihr Obst und Gemüse frisch zum Verkauf anbieten,


so wir dieser gute Mann, der einiges an Spaß versteht... :-)


Die Preise sind auf einem sehr tiefen Niveau. So kaufen wir für 2,50 Lira eine Tüte mit Gurken, Tomaten, Paprika und Zwiebeln plus ein Brot, was etwas mehr als einem Euro entspricht. Ich stelle mir berechtigterweise die Frage, wie die türkischen Bauern, bei diesem Verdienst und den immensen Diesel-Preisen überhaupt überleben können? Auf der Grundlage an Quantität kann dies nicht basieren, bei den sehr kleinen Strukturen...???

Da wir nun seit Bolu zeitweise über 1.600 m N.N. unterwegs sind und es auch in der Türkei herbstlicher wird, ist es merklich kühler. An einer Tankstelle mit Restaurant und wifi fragen wir um Erlaubnis unser Zelt in einiger Entfernung aufzustellen und werden auch nicht abgelehnt.


Hier beim Präparieren des ausgewählten Zeltplatzes...


und bei Einbruch der Nacht mit Vollmond...
Leider ist es nun schon so kalt nachts, dass ich mir eine gute Erkältung hole und zwei Tage echt "schlapp" und fertig bin...

In Samsun erreichen wir die türkische Nord-Küste und ich sehe zum ersten Mal das "Schwarze Meer"


Zwei Tage bleiben wir in Samsun und fahren anschließend an der Küste entlang in östlicher Richtung, wo wir den ersten Regen seit Monaten abbekommen, wovor wir allerdings mehrfach gewarnt wurden, da die Schwarzmeer-Küste hierfür bekannt sei. Da unsere Reisekasse stark gegen Null divergiert und unsere Prioritäten momentan auf Essen und Benzin (4,85 TL pro Liter) liegen, begnügt sich Mila vorerst mit dieser "do-it-yourself" Regenhose...


:-)


die gar keine so schlechte "performance" abliefert


wie wir feststellen, nach dem sich der Himmel lichtet! :-)


Dies bin ich auf dem Weg nach Trabzon, nachdem ich feststelle, dass mein Handy den Geist aufgegeben hat... :-/


Wir übernachten in Besikdüzü, gut 50 km vor Trabzon bei einem sehr netten CouchSurfer. Am darauffolgenden Tag fahren wir nach Trabzon und wie bereits der Weg von Samsun ist auch die Küstenstraße ziemliches Chaos, da auch niemand wirklich Verkehrsregeln zu kennen scheint. Links, rechts überholen, alles kein Problem. Am Schlimmsten sind die "Minibüs"-Fahrer. Eine Mischung zwischen Schul- und Linienbus und freiem Taxi. Fahren wie die Säue, überholen links und rechts mit 5 cm Abstand zu meinen Koffern und gut 80 km/h im Ort. Da wird einem schon warm ums Herz. Meist sind die Dinger auch noch leicht "getunt" mit Spoiler, tiefer, Xenon-Licht auch am Unterboden usw. ...


Dies ist der eigentliche Grund unseres Besuchs in der größten Stadt an der östlichen Schwarzmeer-Küste


Das iranische "Honorar-Konsulat", was wir im Vorfeld von anderen Reisende empfohlen bekamen. Nachdem wir unsere Anträge ausgefüllt haben, machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Trabzon an sich ist ein recht geschäftiger Ort, überall sind Leute unterwegs und Marktgeschrei ist zu hören oder Männer die eine ganze Straße mal eben zum Beten blockieren...


In einem Geschäft darf ich die Postkarten nicht einmal bezahlen, die ich kaufen möchte und der gute Mann meint, die seien ein "gift"...


Auf einmal hat Mila eine Gruppe von 16-jährigen Mädels um sich, die sie auf Englisch ausquetschen. Es sind Schülerinnen, die nach dem Unterricht Touristen fangen und so ihr Englisch verbessern wollen. Neben den ganzen Fragen erzählen sie uns auch Einiges  über ihre Stadt und Land, während wir zusammen einen Cay trinken gehen. Und zum Abschluss muss natürlich auch noch ein Foto sein... ;-)


Wir gehen noch schnell zu Murat und seinem Gigant-Döner, um unseren Hunger zu stillen


und um 16 Uhr ist es dann soweit 


und wir halten wider erwarten noch am selben Tag unsere Iran-Visa in Händen!



Also weiterhin "Kurs Süd-Ost"...!!! :-)



1 Kommentar:

  1. Hallo Alex, habe jetzt erst von deiner ErFahrung erfahren und mir heute Abend den ganzen Blog reingezogen.
    Ich finde es echt klasse, was du da machst. Von all dem, was du da erlebst, zehrst du dein ganzes Leben lang.
    Weiterhin viel Spaß und tolle Bekanntschaften...

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