Hallo!
Nach all den vergebenen Arbeitsbeschaffungs-Bemühungen, habe ich für mich beschlossen, nach Deutschland zurückzukehren, da ich mir hier bessere Chancen und Verdienstmöglichkeiten verspreche. Zwar war ich zu Beginn mit der Entscheidung recht frustriert, da ich diese mit einem "Aufgeben" meinerseits assoziierte. Allerdings ist diese Ansicht mittlerweile verflogen, da ich ja anfangs nicht einmal sicher war, ob ich überhaupt bis nach Griechenland fahren würde und es ja dann doch bis in den Iran geschafft habe und nun auch stolz auf mich selber bin! Von daher genießen wir noch ein paar Tage in der türkischen Hauptstadt, bevor ich alleine mit dem Motorrad weiter nach Bulgarien fahren werde, um dann von Sofia aus nach Deutschland zu fliegen.
In Istanbul verbringen wir ziemlich genau zwei Wochen bei Alp und an einem Wochenende nimmt er uns mit in die Altstadt auf der europäischen Seite.
Sultan Ali Pink .... ;-)
Und zu seinem Teehaus und Nargil-Stube, in welchem er zu seiner Studentenzeit einige Nachmittage verbracht habe...
So sieht er aus, der traditionsbewusste Nargil rauchende und den westlichen Kommunikationsmedien nicht abgewandte Türke.... :-)
Anschließend lädt Alp uns einmal mehr auf ein super leckeres Abendessen ein.
"Wer soll das alles essen?"
Etwas, was mir in der letzten Zeit arg aufgefallen ist, neben der Tatsache, dass ich knapp 8 kg abgenommen habe, dass wenn ich viel Hunger habe (und auch reichlich Essen vorhanden) nach ungewöhnlich wenig Essen bereits satt bin. Meine Vermutung, ob sich mein Magen, an das meist nicht so üppig ausfallende Essen gewöhnt hat und von daher geschrumpft ist???
Also falls jemand sich mit überflüssigen Pfunden umherplagt, empfehle ich
"Motorcycle-Diet-Therapy"... ;-)
...mit durchfahrendem Erfolg...
Da mein Motorrad die TR spätestens im März verlassen muss, will ich keine hohen Strafen riskieren und es von daher nicht hier bei Alp lassen, was er mir angeboten hat. Da Bulgarien ja mittlerweile auch EU-Mitglied ist, werde ich es dort im "Moto-Camp" in Idilevo deponieren und überwintern lassen. Schweren Herzen muss ich mich für diese Zeit von Mila trennen, da sie auf die schnelle nicht so einfach ein Visum für Deutschland bekommt. Sie wird hier in Istanbul bleiben, da sie die Stadt sehr mag und zudem gerne Türkisch lernen möchte...
Donnerstags Abend dann ein letztes gemeinsames Foto
Da es in BG und an der türkischen Grenze bereits geschneit hat, habe ich vom Wetterbericht die beiden wärmsten Tage herausgesucht, vorsichtshalber zwei Tage für die gut 500 km lange Strecke angesetzt und mich Freitags Morgens auf den Weg gemacht. Leider war der Abschied nicht wirklich angenehm und schön ... :-(
und so bin ich mit einem sehr lauen Gefühl im Bauch gen Westen aufgebrochen. Und zu allem Überfluss fängt es 5 min nach meiner Abfahrt noch fermst an zu regnen... :-(
Nach gut 100 km mache ich die erste Pause und vermisse Mila bereits ziemlich und lese den Brief, den sie mir zum Abschied geschrieben hat. Dabei werde ich dann echt traurig und wäre am Liebsten einfach zurück gefahren!?
Und einmal mehr gebe ich mir selbst die Antwort: "Will ich zurück fahren?" "Ja, ich will!" Also bin ich umgedreht und bleibe sehr zu unserer beider Freude noch eine Nacht mehr in Istanbul!!! :-)
... und breche am nächsten Morgen mit einem viel viel besseren Gefühl im Bauch erneut auf! Auch ist das Wetter tausend Mal besser, da es nicht mehr regnet und auch der Himmel nur leicht bewölkt ist :-)
Die über 300 km bis zur Grenze lege ich ungewöhnlich schnell zurück und bin bereits um 13 Uhr am Grenzübergang und fahre an bestimmt 5 Kilometer wartenden LKW's vorbei...
Gebe meine verbleibenden 8 Türkischen Lira für Lahmacun und Cay aus und bin nach nur 10 Minuten auf der anderen,
... der bulgarischen Seite.
Allerdings ist der Sonnenschein nur noch von kurzer Dauer. Auch endet die Autobahn nach einem kurzen Stück und bei der Weiterfahrt gibt es eine Umleitung, so dass die Straßenverhältnisse schnell wechseln. Hinzu kommt, dass ich alsbald recht orientierungslos bin, da ich aus dem Einzugsbereich meiner Türkei-Karte hinaus fahre, ich nur per Hand meinen nächsten Zielort Stara Zagora recht sporadisch hinzugefügt habe, die Sonne zur Orientierung nicht mehr da ist und mein Kompass mir vor längerem schon geklaut wurde...
So finde ich mich schließlich irgendwo im Hinterland wieder. Da die meisten Straßenschilder nur auf Kyrillisch gedruckt sind, weiß ich nicht einmal genau wo und dunkel wird es auch langsam. Nach dem ich einer älteren Frau am Straßenrand halbwegs erklären kann wo ich hin will, komme ich aber dann mit Anbruch der Dunkelheit in Stara Zagora an und bin froh mit Boyko einen CouchSurfer gefunden zu haben, der mir für eine Nacht Unterschlupf gewährt...
Ich hab' ihm angemerkt, dass er sehr deprimiert ist, da er seit längerem bereits keine Arbeit mehr hat. Er erzählt mir, dass er Lehrer ist, aber die Situation in Bulgarien nicht sehr rosig sei. Auch erzählt er mir von Monatslöhnen um die 400 € und einem Sozialsystem, was mit dem Deutschen noch bei weitem nicht vergleichbar ist. Umso erstaunlicher ist es einmal mehr, dass gerade diese Menschen so offen und hilfsbereit sind...
Am darauffolgenden Tag habe ich noch gut 150 km vor mir, allerdings überwiegend bei Regen und Temperaturen von 0° - 3°.
über den "Pass der Republik" durch die Berge, (fast) ohne gänzliche Orientierung und wie ihr seht mit einem sehr übergewichtigen Anteil an kyrillischer Beschilderung. Boyko und ich haben am Abend zurvor ein self-made road-book erstellt... :-)
Nachdem ich mich direkt zu Beginn einmal verfahren habe, finde ich dann den richtigen Weg...
Bei dem Wetter und Nieselregen beschlägt der Helm andauernd von Innen und auch Aussen setzt ein recht undurchsichtiger Film von Wasser an, der die Sicht fast verhindert, so dass ich sehr oft anhalten muss, Helm ausziehen, Visier trocknen und wieder weiter...
Am Straßenrand ist noch der Schnee vom Wochenanfang zu sehen und auch sind viele Felder noch leicht schneebedeckt. Nach insgesamt 4 h komme ich mit eiskalten Füßen, allerdings recht trocken in Idilevo an, wo ich im "MotoCamp Bulgaria" einen Stellplatz für mein Motorrad ausgemacht habe.
Ivo begrüßt mich und meint er habe sich schon arge Gedanken gemacht, ob ich es wirklich hierher schaffe oder er mich irgendwo mit dem Anhänger aufsammeln kommen müsste!?
Ich stelle mein Motorrad in die Garage, Werkstatt oder beides zusammen, wo es in guter Gesellschaft ist ...
und mache mich daran die Batterie auszubauen und nach einer guten halben Stunde, ich bin fertig und traue meinen Augen nicht, da es bereits zu schneien begonnen hat und ein leichter Schneefilm die Landschaft bedeckt.
Am nächsten Tag nimmt Ivo mich in der Frühe mit nach Sevlievo und von dort ich dann den Bus nach Sofia. Die Landschaft ist mittlerweile durchgehend weiß und ich kann es selbst kaum glauben, dass ich gestern noch Motorrad gefahren sein soll...?
Von daher sage ich mal "Just in time!"
So bin ich vor ein paar Tagen zurück nach Frankfurt und Deutschland geflogen und werde die nächsten Wochen in meiner ehemaligen Heimat der Eifel verbringen und schauen wie es im Januar weiter gehen wird...???