Am letzten Freitag war es endlich soweit!! Um 8 Uhr morgens mache ich mich auf den 2.500 km langen Weg nach Bulgarien und Sofia.
Speicher Hbf |
Zuerst 2,5 h mit dem Zug nach Köln, um dann gut eineinhalb Stunden zu warten und um 12:15 Uhr in den Non-stop Bus nach Sofia zu steigen. Bei einer regulären Fahrzeit von 33 h wäre ich, wie ja jeder selber hin bekommt, um kurz nach Neun Samstag abends angekommen. Da sich der serbische Zoll aber leider nichts aus Fahrplänen macht, verschiebt sich meine Ankunft mal um über 4h und ich komme um 1 Uhr Sonntags morgen am ZOB in Sofia an... :-/
Auch war der Bus ziemlich ausgebucht, was ich in Köln nicht erwartet hätte, als ich mit nur zwei weiteren Passagieren da saß. Bis auf ein weiteres Mädel waren alles Bulgaren oder andere Nationalitäten. Da wir des öfteren Pausen einlegten, habe ich auch ein paar Interessante Männer, die auf der Heimreise waren, kennen gelernt. Neben der Tatsache, dass sie mir andauernd Zigaretten angeboten haben, haben sie mir dann auch erzählt wo in Sofia die beste Diskothek und der beste Puff zu finden sind, weil deswegen wäre ich doch auf dem Weg nach Bulgarien...??? :-)
Kosta, der mich schon vergebens nach Fahrplanangaben versucht hat abzuholen ist längst wieder daheim, als ich mit dem Taxi bei ihm vorfahre und er meint als ich in der Tür stehe nur: "Sorry we wanted to serve hot Schnitzel for Welcome you, but now you've to eat em cold..." :-)
Einfach Wahnsinn! Ich bleibe bis Dienstag, den Sonntag verschlafe ich recht erfolgreich, bei ihm. Tat super gut und war ein tolles Gefühl wieder unter Travellern und Gleichgesinnten zu sein. Zwei schöne Tage an denen wir gegenseitig Travell-Stories erzählen und Zukunftspläne austauschen oder auch einfach nur so Quatsch machen...
mit Kosta in Sofia |
Am Dienstag dann mache ich mit dem Bus auf die verbleibenden 180 km bis Idilevo zu meiner guten treuen "Melody". Der Busfahrer der mich partout nicht, entgegen der sonst in BG üblichen Gepflogenheit Passagiere bei Bedarf und Wunsch überall aussteigen zu lassen, raus lassen will, macht mir klar ich müsse bis zum nächsten Stop in Veliko Tarnovo mitfahren, bis er auf einmal wider Erwarten in Sevlievo dann doch jemanden raus lässt und ich recht mürrisch und mir reichlich verarscht vorkommend auch die Gelegenheit ergreife dort von Bord zu gehen. "Immer noch besser als V. Tarnovo", denke ich mir und rufe Doug und Polly im Motocamp per Handy an, ob mich nicht jemand hier aufsammeln könnte?
Während ich also zur nahe gelegenen Tankstelle stiefel sehe ich doch auf einmal ein Schild, das mir nur allzu gut bekannt vorkommt und ich erinnere mich wieder daran, wie in meiner Lehrzeit immer alle um ihren Arbeitsplatz bangten, da ja im bulgarischen Werk alles so viel billiger zu produzieren sei...
Jetzt weiß ich, dass sie von dem IS-Werk in Sevlievo redeten... :-)
Also holt mich "Peachi" an der Tankstelle ab und bringt mich zum "Motocamp", wo ich dann auch Doug kennen lerne. Amerikaner und der eigentliche Besitzer des Camps und nach einem kurzen smalltalk dann...
Melody!!! |
... meine sehnsüchtig erwartete und bisher so treue Gefährtin Melody wieder habe!!! *freu* :-)
Bis auf einen Plattfuss am Vorderrad kann ich auf den ersten Blick nichts Verdächtiges erkennen. Kein ausgelaufenes Öl und auch sonst scheint noch alles an seinem Platz zu sein. Also mache ich mich daran mein Zelt aufzubauen und lasse den Abend bei einem leckeren bulgarischen "Mussakka" und Bier ausklingen, was Poly, Dougs Freundin für alle Anwesenden zubereitet.
Am nächsten Morgen mache ich mich daran mein gutes Stück genauer zu inspizieren und da ich nun wieder solo und um einiges leichter unterwegs bin, ist ein neues Justieren des Fahrwerks notwendig. Also einmal mehr sämtliche Verkleidungen, Sitzbank, Kofferträger, Gepäckbrücke, mehr oder weniger alles hinten herum abbauen und Rahmen anheben.
man beachte die Portraits einiger bekannter Persönlichkeiten auf dem Regal |
Doug, der selber schon 4 "Round the world"-Trips hinter sich hat, hilft mir ein wenig und so wird es natürlich nie langweilig da, wir ausreichend Gesprächsstoff über die Tricks und Kniffe beim Grenzübergang in die Mongolei, nach Turkemistan, Usbekistan, den Iraq, den Umgang mit korrupten Polizisten in Russland und vieles mehr haben und ich mich rundum gut aufgehoben fühle...!! ;-)
Hinzu kommt, dass Doug jmd. von der Harley-Davidson Fraktion ist und seine Reisen nicht mit einem Enduro-Motorrad macht, sondern eben mit Harleys und das auf allen Pisten kreuz und quer durch die Welt.
Während wir das Fahrwerk neu einstellen und ich einmal mehr den Dreck und Speck sehe, den dieses immer vom Hinterrad abbekommt, da es ja genau in "Flugrichtung" des Selbigen liegt
beschließe ich nun endlich etwas dagegen zu unternehmen. Natürlich gibt es im Zubehörhandel für entsprechendes Geld Schmutzabweiser etc., aber da ich aus finanziellen Gründen und wegen sofortiger Verfügbarkeit mehr auf "do-it-yourself" stehe und Doug auch so denkt, hat er eine gute Idee, als ich ihm erzähle was ich mir wie vorstelle.
Also schneiden wir aus einem alten Stück Schlauch ein entsprechendes Teil aus
und voila....
Mal gespannt wie es sich unterwegs bewährt?
Da sie im "Motocamp" natürlich mit reisenden Bikern und deren Bedürfnissen vertraut sind, konnten sie mir auch passendes Öl organisieren, so dass ich dieses gewechselt habe, den Luftfilter ausgetauscht und noch ein paar Ersatzteile am Motorrad herum verstaut habe, zwecks Platz- und Gewichtsoptimierung...
Während meiner Arbeiten gesellt sich Abbin, ein Amerikaner meines Alters, der gerade eine Europa-Tour macht, zu mir und schraubt an seiner Honda Transalp und auch Jan aus Schweden schaut mal im "workshop" vorbei...
Und Donnerstag Nachmittag war es dann soweit und ich habe sie endlich wieder an die frische Luft geführt in gute Gesellschaft zu anderen Bikes...
und ihr eine ordentliche Wäsche gegönnt, da ich sie im Winter ja nur abstellen konnte.
Neben mir sind noch fünf weiter Motorradfahrer hier. Aus Amerika, Schottland, zwei Schweden die gerade aus der Mongolei gekommen sind, ein Bulgare und natürlich Doug, Poly und Ivo, die drei Gastgeber, die das Camp betreiben. Da sie selbst Bike-traveller sind, wissen sie natürlich allerbestens um unsere Bedürfnisse und man kann es hier echt aushalten... ;-)
Ich montiere meine Koffer wieder, baue die restliche Verkleidung an und meinen neuen Tankrucksack auf und schließe mich Svetlana und Andreas aus Ulm an, die nach Stara Zagora fahren....
fahre mit Ihnen weiter bis Shipka, zum höchsten Pass Bulgariens und dann alleine weiter bis nach Buzludzha, dem gigantischen Monument aus kommunistischer Zeit
aus längst vergangenen einst scheinbar glorreichen Tagen...
So habe ich meine erste 150 km - Ausfahrt hinter mir und "Jipppeeeeeeee" endlich wieder zwei Räder unter mir! Auch scheint meinem bike nicht wirklich etwas zu fehlen, ausser dass der Vorderreifen Luft verliert. Von daher werde ich mich morgen einmal im "Reifenflicken"" üben...