29. Oktober 2012

Iran



In Bazargan ist es soweit und wir verlassen die Türkei und betreten die Grenze zum Iran. Aufgrund der Visa ist die Einreise für uns recht unproblematisch, bis es zu dem Punkt des Motorrades kommt. Wie erwartet wird das carnet de passages von mir verlangt, quasi der Reisepass für’s Motorrad und nachdem ich dem Grenzbeamten dies aushändige, geleitet er mich zum Abfertigen in eines der Nebenzimmer im Zollgebäude. Zusätzlich kommen zwei weitere Herren hinzu und einer stellt sich lässig die Beine über Kreuz und Arme verschränkt, sich gegen die Tischkante lehnend, vor mich und meint „20 €“. Auf meine Frage „Why?“ kommt nur „No questions! Pay!“ und ich werde zum ersten Mal in meinem Leben mit korrupten Grenzbeamten konfrontiert. Ich glaube die Tatsache, dass ich zuvor mein lautstarkes Erstaunen, aufgrund des Bildes eines Krone BiG X mitten im iranischen Zollgebäude nicht im Zaum halten konnte, tat hierzu sein Übriges!? Bis auf 15 Lira drücke ich den Betrag zwar, zahle aber, da mir doch etwas komisch zu Mute wird. Nachdem wir dann abgefertigt sind, versuchen wir noch einmal gemeinsam nach dem Grund für diese Zahlung zu fragen. Und da Mila ja Persisch spricht, gelingt es ihr dem Mann klar zu machen, dass wir ohnehin kaum Geld haben und es keinen gerechtfertigten Grund hierfür gäbe. Der Mann meint zwar wir sollen ihm dankbar sein für seine Hilfe und dies wäre ein Geschenk von uns an sie (!?) gibt uns nach 5-minütiger Diskussion doch wider erwartend das Geld zurück.

Wir machen uns schleunigst aus dem Staub, halten in vermeintlich sicherer Entfernung an, um ein Foto zu machen…



... und werden nur 500 Meter später wieder von „Offizielen“ angehalten, die abermals unsere Papiere sehen wollen und uns dann aber endlich mit „Welcome in Iran“ passieren lassen…

Wir fahren bis nach Maku, die erste Stadt gut 20 Min vom Grenzübergang entfernt und lernen in einem kleinen Fast-food Laden einen Jungen kennen, der einen Freund in der Stadt hat, der etwas English spricht. Er fordert uns auf, ihm nach zu Fahren, was wir auch tun und kommen zehn Minuten später bei Hoshat’s Laptop-Laden an. Er lädt uns erst einmal auf Tee und Eis (!) ein und bietet uns an das bike über Nacht in seinem Laden zu parken, dies sei sicherer! Und das glaube ich ihm sogar! Da die "Islamic Republic of Iran" wie der Name schon erkennen lässt, durch und durch von der Religion geprägt ist, herrscht für Frauen Kopftuch-Pflicht, was auch vor Reisenden keine Ausnahme macht...


Direkt nebenan ist ein Hotel, oder eher ein Haus in dem Zimmer vermietet werden. Für 10 Lira oder 5 $, wir konnten noch kein Geld wechseln, bekommen wir Eines für eine Nacht. 


Wenn ich nicht in den letzten Monaten in der Hinsicht sehr viel unempfindlicher geworden wäre… Eieieiei. Meilenweit entfernt, von dem was man in Deutschland als „Absteige“ bezeichnen würde.


Zwischenzeitlich stellen wir fest, dass mein "carnet", was normalerweise eine Gültigkeit von 6 Monaten haben müsste, aus unerfindlichen Gründen einen 10-Tages Transit-Stempel erhalten hat, was mir leicht Sorgen bereitet...

Am nächsten Tag lädt Hoshat uns gemeinsam mit seinen Freunden zum Picknick und Grillen ein! Echt super und mein anfänglicher Frust auf das Land, hervorgerufen durch seine korrupten Grenzbeamten verschwindet allmählich.



Auch wir probieren einmal „Nagile“…. 



:-)



Gegen Nachmittag verabschieden wir uns von Hoshat ....


und machen uns auf den Weg weiter Richtung Süden. Nach gut 50 km wird es dunkel und wir suchen uns abgelegenes Plätzchen zum Zelten in der beginnenden iranischen Wüste. Die Nacht hindurch regnet es öfter und wird auch kälter und ich fange wieder an mich recht unwohl zu fühlen und bekomme sogar Fieber. Ich glaube das ungewaschene Obst vom Abend tat sein Übriges dazu… 

Ich schlafe kaum und am nächsten Morgen habe ich knapp 38° Fieber und fühle mich nicht wirklich gut zum Weiterfahren. Allerdings habe ich auch keine Lust einen ganzen Tag und noch eine Nacht im „iranischen outback“ zu verbringen und so beschließe ich, dass wir uns auf den 280 km weiten Weg nach Urmia machen, da wir dort bereits einen host über HU haben. 

Das reicht erneut nach Regen...


was auch 10 Minuten später eintritt und nach einer guten Stunde in dem Selbigen machen wir Rast an einem Kiosk? Schwer zu definieren, um was für ein Gewerbe es sich konkret handelt?


Auf jeden Fall scheinen die anwesenden Männer arges Mitleid mit uns durchnässten Reisenden zu haben und laden uns erst einmal zu Tee und Essen ein... :-)

Bei einbrechender Dunkelheit kommen wir in Urmia an und ich friere und habe Bauchschmerzen ohne Ende, obwohl es fast 20° sind und ich alles anhabe, was geht. 

Unser Host bringt mich noch am selben späten Abend zum Arzt, irgendwo in einem iranischen Untergeschoss. Nicht so schlimm wie ich erwartet hätte, allerdings von deutschem Standard meilenweit entfernt. Ich bekomme drei fette Spritzen in den Poppes und schlafe auch ziemlich zeitig danach ein... 

Da es mir auch am nächsten Tag nicht wirklich besser ist und ich viel Elan habe, lasse ich fast alles mit mir machen... :-/


Zu allem Überfluss müssen wir am darauffolgenden Morgen das Haus aus heiterem Himmel verlassen, und dies zudem aus seltsamen und wie sich später heraus stellt erlogenen Gründen. Die Tatsache, dass ich mich immer noch hundeelend fühle, über 38° habe und in der Nacht 6 Mal auf dem Klo war, lässt meinen Frust stark anwachsen. Und alle 5 min kommt der Vater der Familie mit den Worten "late" ins Zimmer und versucht uns unmissverständlich klar zu machen, dass er uns endlich los werden will. So viel zur hoch gelobten iranischen Gastfreundschaft... !? :-(

Da ich mich in keinster Weise fahrtüchtig fühle, suchen wir uns für die kommenden 2 Tage ein Hotel. Da es für Ausländer im Iran keinerlei Möglichkeit gibt an Bargeld zu gelangen - sämtliche nicht iranischen Kredit- und Bankkarten werden als Zahlungsmittel abgelehnt - ist man auf das angewiesen, was man von vorneherein mitgebracht hat, was in unserem Fall nicht sehr viel war. Um ehrlich zu sein, zu wenig. Das wird mir klar, nachdem ich Doktor und die Nächte im Hotel bezahle.



Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits 6 Tage im Iran sind, ich die gesamte Zeit die finstere Vorahnung habe, aufgrund des 10-Tage Carnet-Deals erneut Schwierigkeiten an der Grenze zu bekommen und unsere Visa auch nur für 15 Tage gelten, gilt es eine Entscheidung zu treffen. Da ich mich zwar wieder fahrbereit fühle, aber meilenweit entfernt von gut und gesund und wir immer noch ganz im Norden des Landes sind, hege ich arge Zweifel, gut 3.000 km in den nächsten 4 Tagen zurückzulegen und ohne weitere Probleme ans andere Ende des Landes zu gelangen...

Also beschließen wir etwas niedergeschlagen vorerst in die Türkei zurück zu fahren. Wir fahren von Urmia aus wieder gen Westen und auf dem Weg kommen uns unzählige dieser Kameraden entgegen, die hier scheinbar hoch im Kurs stehen...



Auch das Panorama ist nicht so schlecht!


Der erneute Grenzübergang in Serou bietet ein noch größeres Chaos, wie der erste. Überall Leute die sich frei zwischen den Grenzerhäuschen beider Länder bewegen, irgendwelche Dinge be- und entladen oder doch schmuggeln? Hinzu kommen Kinder, die Geld wechseln wollen und einen von hier nach da führen. Ich versuche alle nötigen Stempel zu bekommen und werde immer wieder zu sehr undurchsichtigen Personen - alle in Zivil - geschickt die irgendwelche Signaturen in meine Papiere machen, von denen ich keinerlei Ahnung habe, was es mit denen auf sich hat!

Auf der türkischen Seite ist es nicht weniger chaotisch, da die selben 10-jährigen Kinder um die Grenzer herumlaufen und auch plötzlich hinter der Scheibe neben dem Soldaten auftauchen... :-/ Als ich meinem KFZ-Stempel in den Reisepass bekommen soll, da der zu diesem Zeitpunkt der Grund der verweigerten Ausreise ist, traue ich meinen Augen nicht, als ein teenager hinter der Scheibe am PC sitzt und absolut keine Ahnung hat, was er machen soll, da er in seinem Computer Deutschland nicht findet. Plötzlich ruft er mich hinein und ich stehe neben ihm und erneut der 10-jährigen Jungen von der iranischen Seite und wir erklären ihm, was er wo in seinen Computer zu tippen hat. Als dann plötzlich der kleine Junge samt meinem Reisepass und Motorrad-Papieren verschwindet, wird mir echt warm um's Herz! Als er zurück kommt, schnappe ich mir schleunigst sämtliche Papiere, anschließend Mila und das Motorrad und schaue, dass wir fort kommen von diesem Tummelplatz für Schmuggler, Gauner und anderen undurchsichtigen Gestalten...

Wieder in der Türkei fühle ich mich zum Einen wieder etwas besser, auf der anderen Seite aber in irgendeiner Art und Weise "versagt" zu haben und Mila hat arge Mühe mich vom Gegenteil zu überzeugen! Nach einiger Zeit verflüchtigt sich dieser Gedanke allerdings, da ich mir sage aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben und außerdem gilt es nun wieder aufmerksam zu sein, da wir über 1.000 km durch das gesamte kurdische Gebiet der Türkei vor uns haben und ein längerer Teil von unserer Strecke bis zu 20 km an die syrische Grenze heran führt...

In der Zwischenzeit hat Mila einsehr schönes Bild von unserer treuen Reisegefährtin gemalt...





Also bleibt es trotzdem weiterhin spannend! :-)



25. Oktober 2012

2-wheels 1-world 0-money

Hello Folks!


Due to the fact, that we are looking for work during our travell, I was really impressed by Daniel Ritzner. He is also German and made it all the way down to NZ, just with the money he made during the trip!!

After I read about his story I was very impressed and convinced at the same time, that it is really realizable! After his two and a half years journey he is now back in Germany and trying to make a movie out of it, with a crowd-funding campaign. I contacted him to get some good advices! Due to the fact that our budget is very low at the moment, too I'd like to support his project in this way! Maybe some of my fellowers are also interested in his adventure and very nice travelling movies, as well...?


Here you can find him and his project! http://www.indiegogo.com/210

Good luck and thank you for your advices! Let's stay in touch...

Alex



23. Oktober 2012

Reise-Tief

Hallo alle Miteinander,


nach einem recht enttäuschenden und teils sehr frustrierenden Aufenthalt im Iran, habe ich beschlossen vorerst in die Türkei zurück zu fahren. Ich war ziemlich krank und habe einige Tage flach gelegen im Iran und dann kamen noch ein paar andere negative Ereignisse hinzu,  werde hierüber noch einen extra post machen, die mir ziemlich zu gesetzt haben, so dass ich kein gutes Gefühl hatte, das gesamte Land auf unproblematische Weise zu durchqueren...


Mittlerweile sind wir im Süd-Osten der Türkei in Van, mitten in kurdischem Gebiet und die Menschen hier sind der Hammer!! Gastfreundschaft, die ihres Gleichen sucht!! So wurden wir unterwegs von Bau- und Straßenarbeitern in deren Unterkünfte zum essen eingeladen und einer hat uns dann noch prompt zu seiner Familie mit nach Hause genommen, zum Übernachten! 


Allerdings bin ich körperlich immer noch sehr am Schwächeln, was sich auch stark auf mein emotionales Befinden ausgeweitet hat, so dass ich nun eine echtes "Reise-Tief" habe und manchmal am Liebsten alles hinschmeißen würde, wenn es so einfach möglich wäre... :-(
Nach 7 Monaten fühle ich mich, dass ich nun vom Dauer-Reisen sehr sehr ausgelaugt bin und unbedingt eine Pause brauche!! Hinzu kommt, dass es nun hier schon recht kalt wird und das Fahren somit auch nicht mehr wirklich angenehm ist und zu meiner Genesung beiträgt. Auch habe ich es momentan satt, in jeder Hinsicht so kurz zu treten. Ich könnte eine Unzahl an Dingen aufzählen, die mich im Moment ziemlich ankotzen! All dies drückt natürlich auch sehr auf die Stimmung untereinander und da wir nun mal 24/7 zusammen sind, wird es manchmal schon eng...


Da ich authentisch sein will und weder nach Oben oder Unten übertreiben will, möchte ich auch diese Sachen nicht verheimlichen. Auch dies ist ein Teil (m)einer Reise und dass diese nicht mehr viel mit Urlaub zu tun hat, haben der Ein oder Andere wohl auch schon begriffen!? 


Ich hoffe, dass wir alsbald weiter kommen in tiefere und wärmere Regionen und dann weiter entlang der Süd-Küste. Wir hoffen dort irgendwo an der Küste eine temporäre Arbeit  zu finden, unsere Reisekasse aufbessern und uns endlich etwas ausruhen zu können, da wir es dringend brauchen...



18. Oktober 2012

Güle Güle Türkei



Von Trabzon aus fahren wir noch 50km entlang der Küste und schlagen dann hinter Of den Weg südlich in die Berge ein.



Unterwegs halten wir an und ich helfe den Bauern beim Beladen ihres LKW's ... :-)



Es geht ziemlich rasch bergauf


und innerhalb von 70km machen wir über 2.600 m, bis wir im Regen, diesen Pass überqueren. 



Neben dem Regen wird es auch merklich kälter. Tagsüber  je nach Höhenlage zwischen 2°/3°-15° und Nachts knackt die Temperatur auch schon fast die Frostgrenze.

Da auf den Bergstraßen bei Weitem nicht so schnell voran kommen ist, wie auf der Fernstraße, schaffen wir an diesem Tag lediglich 180 km und suchen uns Nahe der Stadt Ispir eine Unterkunft. Nach einem Unterstand oder irgendetwas wind- und temperaturgeschützten fragen wir in einer Bar, wo allerdings nur Männer sind und niemand Englisch spricht, so dass die Kommunikation sehr schwer fällt. Bis ein Mann bemerkt, dass Mila Russin ist und er ebenfalls fließend ihre Muttersprache Sprache beherrscht. Ismael heißt er und meint, es sei viel zu kalt zum Zelten und bietet uns an in seinem Gartenhaus zu übernachten, was wir natürlich nicht ablehnen.


Zuvor nimmt er uns aber noch mit zu einem Freund, der für uns kocht und beide erzählen uns bis in den späten Abend von sich und ihrer Heimat. So erfahren, dass die Menschen auf dem Land hier es sehr schwer haben, da ihr Verdienst karg, die Kosten für Sprit und andere essentielle Dinge im Leben, jedoch sehr hoch sind und nahezu alle Menschen, die dauerhaft hier leben Großteils Selbstversorger sind. Er selbst lebt in Istanbul und macht lediglich Ferien in seinem Heimatort und scheint ein recht gebildeter Mann zu sein. Mila agiert die ganze Zeit als Übersetzerin, während er mir auf viele Fragen, die ich vor allem über die Landwirtschaft habe, Rede und Antwort steht. Ich glaube in den 3-4 h habe ich mehr über die türkische Landwirtschaft erfahren, wie in 4 Wochen „Marktforschung“ am deutschen Schreibtisch… ;-)


Ismaels Gartenhaus, erbaut aus Lehm und Stroh, ist eine recht spartanische Unterkunft, welche er lediglich zum Trocknen und Lagern seines Obst‘ nutzt und uns in diesem Falle allerdings eine recht angenehme und laue Nacht beschert.



Am kommenden Tag fahren wir weiter durch die Berge, immer über 2.000 m N.N.



in Richtung Erzerum und unterwegs wird es merklich ärmer. Die Menschen leben in wirklich einfachen Verhältnissen hier.


Es wird viel Eisenerz hier abgebaut, daher wohl auch der Name. Auf einer der Baustellen fahre ich mal ganz spontan auf die LKW-Waage, da mich interessiert, wie schwer wir alles in allem nun sind...



Eieieiei...


:-)

Bis zur letzten türkischen Stadt Dogubayazit, knapp 40 km vor der iranischen Grenze und in Sichtweite des über 5000 Meter hohen Berg "Ararat".


Leider ist der Berg an beiden Tagen in tiefen Wolken verhangen, so dass ich leicht enttäuscht bin, da ich ihn gerne einmal selbst gesehen hätte, den Berg auf welchem sich nach dem alten Testament Noah's Arche nieder gelassen haben soll...

Die Witterung der letzten Tage setzen uns und dem bike sehr zu. So ist dies recht versaut mittlerweile


und ich bin immer noch nicht richtig fit und schleppe mich mehr schlecht wie recht durch die Landschaft. Aber das bringt dieser Lebensstil nun auch mit sich, dass es mit dem relaxen auf der couch, mal eben nicht so einfach ist...

Wir fahren weiter Richtung Osten und noch knapp 10 Kilometer bis ...


bis zur Grenze!




5. Oktober 2012

Anatolien

22.562 km 

Nach den sehr interessanten Tagen auf der Bursa Tarim Fuari, machen wir uns alsbald auf den Weg die Großstadt Bursa in Richtung Osten zu verlassen, um nun endgültig ins ländliche Anatolien vorzustoßen, wo uns alsbald im 5 Minuten-Takt Traktoren entgegen kommen oder wir welche überholen müssen.


Dies ist nun ein sehr gängiger Anblick. Auch sitzen sehr oft 3 oder gar 4 Personen neben dem Fahrer auf einem solchen Gefährt und falls die Anzahl der Fahrgäste noch höher wird, auf dem Anhänger ist ja noch genügend Platz… :-) Leider habe ich hiervon im Vorbeifahren kein Foto machen können...

Der Nationalstolz der Türken ist auch im Landesinneren weiterhin ungebrochen.


Überall im Land wird gebaut. Die Türken scheinen für mich ein sehr fleißiges Volk zu sein. (Das krasse Gegenteil zu den Griechen!!) Allem voran werden neue Straßen gebaut, vor allem die Fernstraßen sind entweder in einem sehr neuen Zustand 


oder aber eben im Bau. 


Auch habe ich den Eindruck, dass die deutsche Wirtschaft hieran reichlich partizipiert – oder zumindest die WIRTGEN-Group – da mit deren Straßenfräsen und Kaltrecyclern,  VÖGELE -Fertigern, HAMM – Verdichtungsgerät nahezu ausschließlich neue Maschinen aus dem Hause WIRTGEN zum Einsatz kommen. Einmal mehr stehen Maschinen „made in Germany“ hoch im Kurs…


 ...dies ist das älteste Exemplar, dem wir begegnen.

Allerdings sind die restlichen Straßen, Nebenstraßen usw. in einem weniger guten Zustand, da diese auch mal schnell in Kies und Schotter wechseln oder riesige Schlaglöcher und Bodenwellen zum Vorschein kommen. Von daher kann das neue Federbein nun zeigen, was in ihm steckt...

Von Bolu aus folgen wir der Fernstraße 100, welche die komplette Türkei von der bulgarischen bis zur iranischen Grenze durchzieht. Je weiter wir nach Osten vordringen, desto kleiner werden die Parzellenstrukturen und es fällt mir schwer zusammenhängende Stücke von mehr als 1 ha ausfindig zu machen. 


Dies war der Ausblick aus der Wohnung am Stadtrand von Samsun, in der wir übernachtet haben. Bis auf 1 Morgen kleine unterteilte Stücke sind hier ganz normal...

Das gesamte Areal, auf welchem dieser Mähdrescher seine Arbeit verreichtet, misst geschätzt 5 ha und ist in 8 einzelne Parzellen von unterschiedlichen Farmern aufgeteilt,


wie ich später erfahre, als ich zu den wartenden Bauern und ihren Traktoren hin stiefele. Da lediglich Zeichensprache möglich ist, erfahre ich wenig an Details, aber trotzdem sind alle äußerst freundlich und Willens, dass ich Fotos von ihnen mache...


Die Traktoren sind der ganze Stolz, dieser Männer, von daher decken viele die Motorhauben mit eigens dafür gemachten Tüchern ab, um diese vor Schmutz, umherfliegenden Steinen und sonstigem Unrat zu bewahren...


Dies ist Mustafa mit seinem neuen Erkunt-Schlepper, mit Allrad, da legt er viel wert drauf, was ich bei diesen Schlamm-Schlachten auch durchaus verstehen kann... ;-)




;-)

Bei der zu erntenden Frucht handelt es sich um "Pirinc". Dies ist türkischer Reis und dieser muss im recht feuchten Zustand geerntet werden, da die Ähren bereits stark abgetrocknet sind.


Da nicht alle Schlepper bis zum Mähdrescher gelangen, wird teilweise von Hand überladen (!!!)



Da ja keine Stroh-Häcksler, Spreuverteiler oder ähnliches Equipment an den Dreschern installiert sind, hat mich natürlich interessiert, was sie mit dem Stroh anfangen? Lediglich mit seinem Feuerzeug versucht Mustafa mir zu erklären, dass sie...  

und mir wird sofort klar



das ganze Zeugs einfach abfackeln!

Nun verstehe ich auch, warum ich bisher noch keine einzige Rundballenpresse zu Gesicht bekommen habe. Der türkische Markt für diese oder gar Großpacken- wird wohl stark im Keller sein...? :-)

Überall am Straßenrand passieren wir nun die Bauern, die ihr Obst und Gemüse frisch zum Verkauf anbieten,


so wir dieser gute Mann, der einiges an Spaß versteht... :-)


Die Preise sind auf einem sehr tiefen Niveau. So kaufen wir für 2,50 Lira eine Tüte mit Gurken, Tomaten, Paprika und Zwiebeln plus ein Brot, was etwas mehr als einem Euro entspricht. Ich stelle mir berechtigterweise die Frage, wie die türkischen Bauern, bei diesem Verdienst und den immensen Diesel-Preisen überhaupt überleben können? Auf der Grundlage an Quantität kann dies nicht basieren, bei den sehr kleinen Strukturen...???

Da wir nun seit Bolu zeitweise über 1.600 m N.N. unterwegs sind und es auch in der Türkei herbstlicher wird, ist es merklich kühler. An einer Tankstelle mit Restaurant und wifi fragen wir um Erlaubnis unser Zelt in einiger Entfernung aufzustellen und werden auch nicht abgelehnt.


Hier beim Präparieren des ausgewählten Zeltplatzes...


und bei Einbruch der Nacht mit Vollmond...
Leider ist es nun schon so kalt nachts, dass ich mir eine gute Erkältung hole und zwei Tage echt "schlapp" und fertig bin...

In Samsun erreichen wir die türkische Nord-Küste und ich sehe zum ersten Mal das "Schwarze Meer"


Zwei Tage bleiben wir in Samsun und fahren anschließend an der Küste entlang in östlicher Richtung, wo wir den ersten Regen seit Monaten abbekommen, wovor wir allerdings mehrfach gewarnt wurden, da die Schwarzmeer-Küste hierfür bekannt sei. Da unsere Reisekasse stark gegen Null divergiert und unsere Prioritäten momentan auf Essen und Benzin (4,85 TL pro Liter) liegen, begnügt sich Mila vorerst mit dieser "do-it-yourself" Regenhose...


:-)


die gar keine so schlechte "performance" abliefert


wie wir feststellen, nach dem sich der Himmel lichtet! :-)


Dies bin ich auf dem Weg nach Trabzon, nachdem ich feststelle, dass mein Handy den Geist aufgegeben hat... :-/


Wir übernachten in Besikdüzü, gut 50 km vor Trabzon bei einem sehr netten CouchSurfer. Am darauffolgenden Tag fahren wir nach Trabzon und wie bereits der Weg von Samsun ist auch die Küstenstraße ziemliches Chaos, da auch niemand wirklich Verkehrsregeln zu kennen scheint. Links, rechts überholen, alles kein Problem. Am Schlimmsten sind die "Minibüs"-Fahrer. Eine Mischung zwischen Schul- und Linienbus und freiem Taxi. Fahren wie die Säue, überholen links und rechts mit 5 cm Abstand zu meinen Koffern und gut 80 km/h im Ort. Da wird einem schon warm ums Herz. Meist sind die Dinger auch noch leicht "getunt" mit Spoiler, tiefer, Xenon-Licht auch am Unterboden usw. ...


Dies ist der eigentliche Grund unseres Besuchs in der größten Stadt an der östlichen Schwarzmeer-Küste


Das iranische "Honorar-Konsulat", was wir im Vorfeld von anderen Reisende empfohlen bekamen. Nachdem wir unsere Anträge ausgefüllt haben, machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Trabzon an sich ist ein recht geschäftiger Ort, überall sind Leute unterwegs und Marktgeschrei ist zu hören oder Männer die eine ganze Straße mal eben zum Beten blockieren...


In einem Geschäft darf ich die Postkarten nicht einmal bezahlen, die ich kaufen möchte und der gute Mann meint, die seien ein "gift"...


Auf einmal hat Mila eine Gruppe von 16-jährigen Mädels um sich, die sie auf Englisch ausquetschen. Es sind Schülerinnen, die nach dem Unterricht Touristen fangen und so ihr Englisch verbessern wollen. Neben den ganzen Fragen erzählen sie uns auch Einiges  über ihre Stadt und Land, während wir zusammen einen Cay trinken gehen. Und zum Abschluss muss natürlich auch noch ein Foto sein... ;-)


Wir gehen noch schnell zu Murat und seinem Gigant-Döner, um unseren Hunger zu stillen


und um 16 Uhr ist es dann soweit 


und wir halten wider erwarten noch am selben Tag unsere Iran-Visa in Händen!



Also weiterhin "Kurs Süd-Ost"...!!! :-)