17. Juli 2012

Albanien

(15.000 km) 

Nach meiner Nacht in Ulcinij bin ich dann zur Grenze nach Albanien aufgebrochen, um die von Russen überlaufene Küste Montenegros zu verlassen.



Ich hatte mich schon auf eine 3/4 - stündige Wartezeit in der prallen Sonne vorbereitet und daher meine Jacke usw. vorsorglich ausgezogen, als mich doch ein Grenzer an allen Autos vorbei in einen schmalen Korridor hinein winkt. Und keine 10 Minuten später...






Ich muss zugeben, das Begrüßungsschild fällt recht spärlich aus...  :-)


Ich fahre nach Shkoder hinein, nach Tirane die zweitgrößte Stadt im Land


und hier geht es ziemlich chaotisch zu, da Fahrrad- Motorrad- sowie Autofahrer keinem wirklichen System folgen, allerdings ein Trend zum "Rechts Fahren" erkennbar ist. Plötzlich klaffen in der Fahrbahndecke bis fast Quadratmeter große Löcher auf, deren Tiefe ich im Vorbeifahren nicht wirklich bestimmen kann, was ja eigentlich schon genug aussagt?! Oder "Gulli"-Deckel, die gänzlich fehlen in der Fahrbahnmitte. Auf jeden Fall alles Öffnungen, viel zu tief, um unbeschadet hinein zu fahren... :-/ 
Zur Markierung wird manchmal ein alter Autoreifen hinein gesteckt, der dann halb über die Fahrbahnoberfläche hinausragt, ähnlich wie auf einer Go-Kart Bahn. Oder aber auch einfach garnix...


Auch Kippen die Albaner mal eben eine Ladung Kies auf die Straße, die dann irgendwann mal verteilt werden wird (vielleicht?) ...




Auf den Schnellstraßen Albaniens, AB's gibt es noch nicht, kommen mir Frauen mit Kinderwagen, Männer mit ihren Ziegen, Kühen oder Eseln entgegen oder wenn sie gut gelaunt sind überqueren sie auch die Fahrbahn. Auch hören die asphaltierten Straßen des Öfteren ohne Vorankündigung einfach auf und es geht einspurig im Schneckentempo auf Sand und Schotter weiter. Da dies alle bisher (von mir) gekannten Szenarien in den Schatten stellt und mich auf den Verkehr konzentrieren muss, wie nie zuvor, gibt es nicht mehr wirklich viele Gelegenheiten, um auf eine sichere Art Bilder von all diesem Treiben zu machen. Auch kommen mir manchmal zwei Autos gleichzeitig entgegen und ich muss bis auf den Randstreifen ausweichen, weil es den Überholenden nicht wirklich stört, dass ich auch noch da bin... :-/
Die in Europa so verpöhnten Italiener sind hiergegen sehr "zivilisierte " Verkehrsteilnehmer, da diese trotz ihres chaotischen Fahrstils immer noch mehr oder weniger Rücksicht aufeinander nehmen und um die Zweiräder um sich herum Bescheid wissen.

Auch die Fahrbahnverhältnisse außerorts sind für Deutschland absolut unvorstellbar, da mitten drin immer wieder aus dem Nichts Abschnitte aus Sand und Schotter auftauchen, 




also nichts mehr mit Schräglage oder Ähnlichem!


Aber auch andere Gefahren, wie hier sind keine Seltenheit.



Zwar ist ja zumindest eine Barrikade aufgebaut, nur ist diese ja eher für den links fahrenden Verkehr hilfreich. Aber das macht auch durchaus Sinn, da der Überholende ja schon ausreichend damit beschäftigt ist, eben zu "Überholen", als dass man von ihm auch noch verlangen könnte auf die Fahrbahn zu achten...?? :-)
Und ob mich als Rechtsfahrer die paar Steine und Geröll vor dem Hineinfahren in den Abgrund bewahren, wage ich mal zu bezweifeln...

Wie Ihr seht, erfordert das Fahren hier in Albanien so viel Konzentration von mir, wie nie zuvor! Und von daher scheidet Fahren in der Dunkelheit mittlerweile völlig aus!

Aber ich will mich nicht nur beklagen, da die meisten Menschen weiterhin echt klasse sind und landschaftlich das Land auch Einiges zu bieten hat. Nachdem ich auch die Hauptstadt Tirane besucht habe, mache ich einen Schlenker über Dürres und weiter entlang der Küstenstraße Richtung Vlroe, wo ich einen schönen Aussichtspunkt finde... 


und einmal mehr die schöne Küste bewundere


bis mich der Besitzer des "Kiosk-LKW" zu sich her winkt und mir in 10 Minuten bestimmt 5 Mal - die scheinbar beiden einzigen Wörter in Deutsch, die er kennt - "Hitler gutt!" an den Kopf wirft und ich nicht wirklich weiß wie ich darauf regieren soll...???
Später kommt noch ein italienisches Motorrad-Päarchen, die gerade auf dem Weg nach Indien sind, dazu und wir machen ein paar Bilder...


Ich erzähle dem Besitzer, dass ich auf der Suche nach ein paar kleinen Kabelbindern bin und er schickt auch sofort seinen Adjutanten fort. Der kommt 5 Minuten später mit einer Hand voll riesiger 0,5 m langen Dingern zurück und als ich nach dem Preis frage, steckt er mir mein Portemonaie zurück in meine Tasche... Als ich dann weiterfahren will, darf ich meinen Kaffee auch nicht einmal bezahlen. Von daher scheine ich mich doch ganz gut aus der Affäre gezogen zu haben... ;-)

Ich fahre die Küstenstraße weiter hinunter Richtung Sarande. Es gefällt mir immer sehr, vor allem wenn ich stehend fahre, wenn ich den Sonnenuntergang im Rücken habe und meine Silhouette so vor mir her "schiebe"... :-)


Da es dunkel wird (ich einen Tag zuvor erst geduscht habe! ;-) verbringe ich dann auch meine erste sehr ruhige Nacht im albanischen "outback"...




Am nächsten Tag fahre ich eine Seiten-Straße hinauf in ein kleines abgelegenes Bergdorf....


genieße die Aussicht ein wenig


und fahre wieder weiter! 
Wenn es nicht erst halb Zwölf gewesen wären, diese Stelle wäre definitiv in die Kategorie "Zeltplatz mit schöner Aussicht" gefallen... :-)


Ich sehe unterwegs sehr viele Autos und LKW's, die einmal aus Deutschland hierher gekommen sind. So haben viele Autos einen D-Aufkleber und es begegnen mir die "Möbelspedition Schmitt" aus Bochum, der "Dachser Frischedienst", der "Bottroper Hähnchen-Grill" sowie der "Cottbuser Postkutscher"... :-)



Abschließend noch ein paar Bilder "Albania on the road"...


....wie hier an der Küste irgendwo zwischen Vlore und Sarande... :-)


Landschaftlich hat Albanien schon was zu bieten!



Vielleicht kann man auf dem Bild erkennen, dass das Fahren hier tagsüber schon sehr an meinen Kräften zehrt, da es so warm wie noch nie zuvor ist. Immer über 40°, oft schon ah 11 Uhr, dann meist in der prallen Sonne. Puuuh! Die vergangenen Tage bin ich immer gegen 7 Uhr ziemlich früh aufgestanden, so dass ich nach Zelt abbauen meist zwischen 8 und halb Neun unterwegs war und habe die Mittagszeit von 1 bis 4 irgendwo "siesta" gemacht, um wenigstens die Spitzentemperaturen auszulassen. Auch wenn viele das noch glauben mögen, mit "holidays" hat dies nicht mehr viel gemein. Der Satz "Travelling is not tourism!" gefällt mir sehr, da ich mich tagtäglich mit Dingen beschäftigen muss und ausgesetzt bin, an die ein normaler "Tourist" wohl nie einen Gedanken verschwenden wird...


Aber nichts desto trotz oder vielleicht gerade wegen dieser "Freiheit" möchte ich im Moment mit niemandem Anderen tauschen...!!! ;-)

Abschließend möchte ich noch erwähnen, mit welchen Hilfsmittel ich es durch Albanien geschafft habe, da ich es recht bemerkenswert finde! Eine grobe Karte des gesamten Landes, in etwa die Größe eines DIN A 4 - Blattes, auf der die größten Städte und Straßen verzeichnet waren und natürlich meines Kompass' !! 


"What the fuck is GPS?!" ;-)


Mittlerweile bin ich in Griechenland angekommen, wo ich jetzt erst einmal zumindest bis zum HorizonsUnlimited-meeting Ende des Monats bleiben werde...

Ciao ciao

vom world-ag-traveller... 

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