Hallo Zusammen!
In Ruse ist es soweit und ich verlasse Bulgarien ...
hinein nach Rumänien. Jedoch bin ich leicht irritiert, da ich auf der anderen Donau-Seite dem Rumänischen Zoll in die Hände fahre und abgefertigt werde. Damit hatte ich nicht gerechnet, da ich ja von einem EU-Mitgliedsstaat in den Anderen fahre, aber vielleicht dauert es noch etwas bis der "Luxemburg-Deutschland Transit-Standard" hier Einzug hält... :-)
Für diejenigen, die es noch nicht wissen. Mein nächstes Etappen-Ziel heißt Asnakayevo. Nun kann jeder den es interessiert selber googeln, wo das denn liegt... ;-)
Es ist Milas Heimatstadt und da sie ja nun in Deutschland war, möchte ich auch Ihre Heimat kennen lernen! Und was bietet sich da besser an, als mit dem Motorrad hin zu fahren?
Da mein 30 Tage Russland-Visum leider fix datiert ist und am 13.August beginnt, bin ich nun etwas in Eile, da ich noch gut über 2.500 km bis zur russischen Grenze vor mir habe. Leider beeinflusst das meinen bisherigen Reisestil in einer Art und Weise, die ich so gar nicht mag, merke ich. Jeden Abend nehme ich mir vor am nächsten Morgen früh zu starten, um möglichst viele Kilometer zu machen und auch halte ich viel weniger an, als ich es sonst getan habe, um eben Fotos zu machen und Einheimische kennen zu lernen... :-/
So komme ich also in Giurgio in Rumänien an und es ist bereits 17 Uhr. Von daher merke ich, dass ich es nicht mehr bis Curtea de Arges schaffen werde, wo ich mit Mihai seit langem noch einmal einen CouchSurfer gefunden habe. Also fahre ich quer durch die "Große Walachei" und suche mir bei Alexandria ein ruhiges Plätzchen zum zelten..
am Rande eines Maisfeldes. Hier am morgen danach, als ich mir gerade einen Kaffe koche, da ich mir für diese Reise nun endlich auch einen Kocher zugelegt habe. :-)
Während ich an diesem Tag nordwärts querfeldein durch die "Walachei" fahre - hört sich irgendwie lustig an, da es ja ganz und gar der Wahrheit entspricht :-) - finde ich ein paar schöne Motive, wie dieser zum Verkauf stehende UNIVERSAL Schlepper
Ach ja; und der Preis liegt bei 1.400 €. Ein Schnäppchen also... ;-)
Hier ein typisches Bild in Rumänien. In allen Ortschaften sind sämtliche Grundstücke zur Straße hin immer verbarikadiert. Und da immer ein großer Graben auf jeder Straßenseite angelegt ist, muss natürlich zu jedem Anwesen ein kleiner Steg gebaut werden...
Und immer sitzen die Leute vor den Toren und schauen dem vorbeirauschenden Verkehr geduldig zu...
Ich verlasse die Walachei nach Norden hin und am Fluss Arges ist es soweit und ich erblicke die ersten Erhebungen der "Karpaten". In der deutschen Landwirtschaft Synonym für die unwirtschaftlichsten Hanglagen...
Ich fahre bis Curtea de Arges, wo ich mich dann mit Mihai treffe. Ein Einheimischer CouchSurfer, mit dem ich einen gemütlichen Abend verbringe.
Mein Zimmer ist über dem Imbiss. Nur wohin mit dem Motorrad, da ich es nicht auf der Straße lassen will über Nacht?
Na klar, ab in den Döner-Laden! :-)
Schnell ein paar Tische auf Seite geschoben und voila...
:-)
Von Curtea aus mache ich mich in nördlicher Richtung auf die beliebteste Motorrad-Strecke Rumäniens zu befahren,
den "Transfagarasan"
Bis auf über 2.000 Meter geht es in die Karpaten hinauf und es kommt in mir leichtes "Alpen-flair" auf,
und während einer Pinkelpause lerne ich drei andere Motorradfahrer kennen, mit denen ich mich auf Anhieb recht gut verstehe. Es sind Mihaela, Alin und Mihai, alle drei aus Rumänien. Wir fahren gemeinsam weiter und gehen zusammen etwas essen...
überqueren den Pass
und fahren diese schöne Straße hinunter ins Tal und
weiter nach Sibiu bzw. "Hermannstadt", die eine von den Burgen besitzt, die dieses Gebiet "Siebenbürgen" in der Mitte Rumäniens begründen. Als ich Ihnen erzähle, dass ich als nächstes in die Ukraine reisen möchte, meint Mihaela, dass ihre Großeltern in Siret, dem letzten Ort in Rumänien vor der Grenze leben und ich solle doch auf jeden Fall dort vorbei fahren. Also nehme ich diesen Vorschlag angeregt an und plane dies für übermorgen ein....
Eine superklasse Erfahrung, die ebenfalls Buch-Charakter hat und nur deswegen zustande kam, dass ich auf dem "Transfagarasan" zufällig zur selben Zeit Pinkelpause gemacht habe, wie die anderen drei... :-)
Bereits als ich Bulgarien verlasse merke ich, dass meine
rechte Vordergabel Öl verliert. Da es aber recht wenig ist, schenke ich dieser
Gegebenheit vorerst wenig Beachtung. Allerdings wird es mit jedem Tag mehr und
mehr und nach nur drei Tagen in Rumänien ist es so stark, dass das Gabelöl
überall vorne ans Motorrad geschleudert wird und auch meine Stiefel ein leichtes
„Ölbad“ nehmen.
Zuerst noch in typisch west-europäischer
„Spezialisten-Manier“ überlege ich, wo auf meinem Weg der nächste BMW- Händler
sein könnte und merke, dass dies Kiev ist, da ich an Buccuresti ja bereits
lange vorbei bin. Allerdings denke ich mir dann irgendwann „Mensch Ali, geh‘
doch zu irgendeinem Motorrad-Laden auf dem Weg und frage einfach nach…“
Also halte ich in Reghin hier bei Roka-Moto an und der gute
Mann sagt mir, er habe keinen passenden Dichtring in meiner Größe, aber in Targu Mures sei eine „Enduro Garaj“ und der hätte mit Sicherheit
einen. Sichtlich begeistert über diese Aussage frage ich ihn ob er nicht dennoch
kurz dort anrufen könne, um auch wirklich sicher zu gehen, dass ich die knapp
25 km nicht umsonst zurück zu fahre. Gesagt, getan und ich fahre also zurück nach
Ernei, einem kleinen Vorort und ärgere mich über mich selbst, dass ich bei der ersten
Durchfahrt gut zwei Stunden zuvor hier nicht angehalten und gefragt habe… :-/
Der Besitzer Szilard spricht gut Englisch und sogar Deutsch, da er Ungar
ist und auch von seiner Geschichte her mehrsprachig aufgewachsen ist, will aber
nicht allzu sehr hierauf eingehen.
Ich mache mich daran alles zu demontieren und nach nur einer ¾ h Stunde steht "Melody" ohne Frontpartie
in der Werkstatt ...
und der Chef selbst und sein Mechaniker machen sich daran die Gabeln zu zerlegen...
wollen aber leider nicht, dass ich ein Foto von Ihnen mach.
Nach gut 2 Stunden Arbeit ist alles wieder zusammen und da ich keine 300 RON
mehr dabei habe, fahre ich zum nächsten Geldautomaten, um Geld abzuheben. Nicht mal meinen Pass o.Ä. wollen sie als Sicherheit, da ich ja schon wieder mit Sack
und Pack bestückt davon brause und sie vertrauen mir, dass ich schon wieder komme. Und das tue ich natürlich auch, da ich ja
super happy bin, dass das Problem so schnell aus der Welt ist und ich das
Gefühl habe, dass die Jungs auch Ahnung davon hatten, was sie taten. Also komme
ich nach 20 Minuten zurück, warte ein wenig, da dr Chef gerade unterwegs ist und sehe in
dieser Zeit vor der Bäckerei nebenan…
Der Besitzer erzählt mir, er kaufe und überführe Autos von
Deutschland nach Rumänien und so kommt es, dass ich eben dieses Exemplar hier
mit „Bitte ein Bit“ und Auto Hecker in Targu Mures entdecke… ;-)
Ich quatsche noch kurz mit Szilard und als ich ihm erzähle,
dass meine Wasserblase im Rucksack undicht ist, schenkt er mir doch glatt eine
Neue, die er noch im Regal liegen hat. Echt super und dann lasse ich nicht
locker, bis er zustimmt wenigstens ein Foto zusammen zu machen.
Da ich somit an diesem Tag erst
knapp 50 km geschafft habe, will ich in den nächsten 3 bis 4 Stunden noch bis nach
Vatra Dornei kommen und halte etwas drauf. Nur ein kleiner Stopp bei „Draculas
Castel und Hotel“, was aber nicht mehr als eine Touristen-Attraktion ist
und
weiter durch die wunderschönen Nord-Karpaten mit endlosen Kurven...
begegne dem ein oder anderen "old style-farmer" und
überlege
mir, ob ich mir ein Zimmer gönnen soll, da es schon fast 21 Uhr ist und dunkel
wird, bis auf einmal in gut 50 Meter Entfernung eine Polizeisirene ertönt und
mich heraus winkt. Innerorts sei das hier und ich gerade 72 km/ h gefahren. Grrrrr…!!!
Das mache 160 RON (knapp 40€), die ich in den nächsten Tagen überall in Rumänien bei der Polizei
bezahlen könne, ansonsten würde der Zettel nach Dtl. geschickt. Da sich all
dies recht offiziell anhört, beiße ich meine Zähne zusammen und nehme den Wisch
mit und suche den nächsten Camping-Platz, da mir Lust auf ein teureres Zimmer
gründlich vergangenen ist.
Nachdem ich mein Bußgeld am nächsten Morgen in Vatra Dornei bezahlt habe,
fahre ich weiter nach Nord-Osten und will an diesem Tag bis zur Ukrainischen
Grenze in den Ort Siret. Bewaffnet mit der Handskizze von Mihaela mache ich
mich also auf das Haus ihrer Großeltern zu finden, was mir auch fast gelingt,
bis ich an einer Weggabelung stehe und nicht weiter weiß. Ein kleiner Junge erkennt die Adresse auf meinem Zettel und ich solle ihm auf seinem Fahrrad doch
hinterher fahren.
Ganz stolz den „Fremden mit dem großen Motorrad“ zu führen bringt er mich dann zum Ziel und ich schenke ihm als Dankschön einen
„edelweiss“-Aufkleber und sowohl ich, wie auch er sind ziemlich happy... :-)
Die Großeltern erwarten mich bereits, drücken mich von oben bis unten, als ob der "verlorene Sohn" nach Jahren aus dem Krieg zurück gekommen ist. Daneben wohnt die Ur-Großmutter, sowie eine jüngere Tochter bei ihnen und Besuch von einem italienischen Paärchen haben sie auch noch...
Sie kümmern sich wirklich erstklassig um mich, machen mir Abendessen und ein eigenes Bett bekomme ich auch und das allerbeste ist aber, niemand spricht weder Deutsch oder Englisch, so dass ich an den beiden Tagen nicht wirklich viel mit ihnen spreche, aber eine super Zeit habe... ;-)
Also alles in Allem ein gelungener Abschluss aus Rumänien!!!
Ich fahre zur ukrainischen Grenze und nach einer guten Stunde und Koffer durchsuchen bin ich durch und mich erwartet direkt das nächste "Abenteuer"... :-)
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