29. Oktober 2013

BIH - ... zum Dritten

42.428 km

Hallo alle Miteinander!



Durch Serbien fahre ich recht schnell hindurch. Dies hat vor allem den Grund, dass ich nun zurück möchte, zurück nach Deutschland. Darüber hinaus bin ich immer noch mal mehr mal weniger am Husten, was ich als die "Nachwehen" meiner Russland-Odysee empfinde. So fahre ich von der Grenze aus in die erste Stadt Nis, wo ich etwas Bargeld abhebe. Von dort aus weiter in westlicher Richtung durch die Städte Krusevac und Kraljevo, wo ich irgendwo in der Mitte (genau, wie ich es mir tagsüber bestellt habe...) ein für 14 € äußerst günstiges und dennoch gutes Zimmer mit Frühstück und wifi bekomme! :-)




Am nächsten Morgen geht es weiter gen Westen, bis zur Stadt Uzice. Auf dem Weg passiere ich diese gute Frau, die mich zwar recht mürrisch anstarrt, ich jedoch recht beeindruckt bin, von ihrem "Tagwerk".  :-)



Von hier aus sind es noch rund 220 km bis nach Sarajevo. Ich mache noch das ein oder andere Foto von Serbia on the road...



und komme am gleichen Tag noch in Sarajevo an und nehme mir ein Zimmer im "Hostel Central", 


wo ich allerdings der Einzigste bin. Schnell merke ich auch, dass es Sinn macht gen Abend noch zu duschen und nicht allzu lange damit zu warten...




Nachdem ich das dann getan habe, gehe ich in die Innenstadt, wo alle Cafes und Bars restlos überfüllt sind, da gerade ein Fussball-Länderspiel ist, BIH vs. Litauen. Ich komme zum Zentrum, wo ein riesiges Publicviewing aufgebaut ist und als der Schlusspfiff ertönt, BIH das Spiel gewonnen hat, scheint es für mich der Krieg bricht wieder aus, da ungeachtet jeglicher Polizeipräsenz, Raketen und Böller durch die Menschen fliegen und das ganze Spektakel noch immer andauernd, als ich schon lange im Bett liege. Erst später erfahre ich, dass es das allererste Mal ist, das Bosnien bei einer Fussball-WM-Endrunde teilnehmen wird, nämlich nächstes Jahr in Brasilien 2014.


Am darauffolgenden Tag fahre ich nach Vares, worüber ich im letzten Post ja schon ausgiebig berichtet habe. Verbringe den Vormittag ja noch dort, bevor ich im Nebel zurück fahre und es "nur" zurück nach Sarajevo schaffe. Dies liegt daran, dass ich mich mal wieder verfahre und leicht enduro-lastig im bosnischen Hinterland und Wald unterwegs bin.


Hier mache ich gerade Pause und esse mein "Lunchpaket", was mir die Schwestern mit auf den Weg gegeben haben. Kurz vor Sarajevo nehme ich mir im selben Hotel wie letztes Jahr ein Zimmer. Da es allerdings bei Weitem schlechter ist wie beim Mal zuvor, einmal mehr ein gutes Beispiel nicht zu sehr an Altem und Bekanntem festzuhalten...

Am nächsten Tag wird das Wetter wieder besser und ich passiere zum dritten Mal in meinem Leben dieses Fotomotiv... :-)


Spätestens nach meinem Projekt in Varez fühle ich nun, dass meine Reise wirklich zu Ende ist. Mit den Gedanken bin ich (leider!!) schon viel zu viel im Danach und meiner zukünftigen Arbeit. Auf der einen Seite freue ich mich sehr darauf, bin aber auch etwas nervös und ängstlich, um ganz ehrlich zu sein, dass auch alles gut klappt und wieder funktioniert. So beschleicht mich seit Serbien langsam ein Gefühl der Verängstigung, was verbunden mit vielen Erinnerungen mich natürlich wieder viel Nachdenken lässt... 

Ich habe vor, möglichst viel von der Adria-Küste zu befahren und somit mache ich mich auf den Weg nach Mostar. Irgendwann fahre ich von der Straße ab und schaue mir dieses zerfallene Haus genauer an.


Hier muss irgend jemand, wahrscheinlich noch mit vollem Elan, wie ein wahnsinniger immer nur drauf gehalten haben...


Ich sehe in vielen Einschusslöchern noch die Munition stecken.


und brauche richtig viel Kraft und Mühe, um eines der Geschosse heraus zu kratzen...


"Desinged for death!"

Alles sehr lebendige Zeitzeugen über das Bosnien, was noch keine 20 Jahre her ist...

Ich fahre nach Mostar hinein und folge der Beschilderung "Old Town", nutze den Vorteil ein Motorrad zu haben und fahre bis kurz vor die alte Brücke, das Wahrzeichen der Stadt. Noch nicht abgestiegen werde ich auf ein Zimmer angesprochen, lehne aber ab und laufe ein wenig durch die Stadt, die immer noch voll mit Touristen aus dem restlichen Europa und Fern-Ost ist und wirklich sehr sehr schön anzuschauen, in ihrem weißen und beigen Ton. 

Dieses Bild ist von mir!!! :-)

Da es mir soo gut hier gefällt, laufe ich zurück zum Bike und nehme das Zimmer für 25 €, was ich für die Tatsache "mitten in der Stadt" als Schnäppchen erachte und wo ich mein Motorrad auch noch im Hof unter Kiwis sicher abstellen kann. :-)


Da ich während der gesamten letzten 3 Monate weniger Geld ausgegeben habe als geplant und aufgrund der Tatsache bald wieder über ein Einkommen zu verfügen, sitzt mein Geldbeutel nun etwas lockerer und ich gehe anschließend noch in ein Restaurant zum Abendessen... ;-)


Leider ist die Sonne schon aus der Stadt verschwunden, als ich eine super schöne Terrasse finde, wo ich es mir bei einem Bier und Cevapci gemütlich mache...


und mir denke:

"Ist das Leben nicht schön? Und es kann soo einfach sein!"


Von Mostar fahre ich am nächsten Tag weiter und komme nach einer Stunde toller Strecke durch die Berge zur Grenze


die recht unproblematisch ist. Nun kommt der Teil, den ich in Russland immer vor Augen hatte und mit dem ich mir Mut und Durchhaltevermögen eingeredet habe, nämlich an der Adria noch bei schönem Sonnenschein die traumhafte und kurvenreiche Küstenstraße 8 entlang zu fahren! 

Und ich werde belohnt!


:-)

Allerdings ist auch hier die Saison bereits vorbei und die Temperaturen "nur" noch um die 25°. Auch sind reine Sonnentage um diese Jahreszeit eher die Ausnahme. Also genieße ich es umso mehr!

Wie hier, als ich durch den Ort, der den Namen meiner Großväter, trägt hindurch fahre.


Ich verbringe meine letzte Nacht im Zelt an einem abgelegenen Strand in Trogir, unweit der Stadt Split und fahre am nächsten Tag, bereits bei bewölkterem Himmel vorbei an der Stadt Zadar bis nach Starigrad


Dort übernachte ich noch einmal, bevor ich mich am drauf folgenden Tag einmal mehr schweren Herzens von der Adria-Küste und meinen so heiß geliebten Balkan bei herbstlichem Wetter verabschiede...


Bis zum nächsten Mal, so Gott will!

Von nun an habe ich vor, ziemlich zügig per Autobahn durch Slowenien und Österreich zu fahren, aus welchem Grund ich mir nun die Vignetten beider Länder auf's Motorrad kleben darf.


Zurück in Deutschland habe ich nach meiner Ankunft noch gut drei Wochen Zeit, und will mich zuerst mal auszuruhen und einfach "garnix" machen, da ich es echt nötig habe. Auch muss ich mich einigen bürokratischen Angelegenheiten widmen, wie mich wieder anzumelden, bei der Krankenkasse zu registrieren und noch ein paar weiteren Dingen. Auch möchte ich zum Arzt und mich nochmal richtig durchchecken lassen...


See you...

Alexander



18. Oktober 2013

"MALA SKOLA" USTANOVA ZA PRIHVAT I ODGOJ DJECE - VARES

„Mala Skola“ 
        das heißt soviel wie „Kleine Schule“ und ist die Kurzform des Kinder- und Waisenheimes, welches ich in Vares, hier im Herzen Bosnien-Herzegowina's besucht habe.

Aufgrund meines Arrangements mit Joachim v. Loeben und seiner Stiftung für Helfer, welches ich im Winter eingegangen bin, habe ich nun fest vorgehabt die mir zu Verfügung stehenden 350 € sinnvoll zu verwenden. 200 € wurden mir von der Stiftung bereitgestellt und 150 € hatte ich selbst gesammelt. Denen hab ich nochmal 50€ aus eigener Tasche hinzugefügt, da ich ja in der Türkei einen nicht bezahlten Strafzettel in dieser Dimension eingespart habe.

Warum Bosnien? Die Frage habe ich mir selbst auch immer wieder gestellt. Ich glaube es liegt daran, da dies vor 2 Jahren mein allererstes Land war, in das ich eingereist bin und bei dem ich nicht den blassesten Schimmer davon hatte, was mich dort erwartet und irgendwie immer die Worte "Krieg" und "Gefahr" vor Augen. Wahrscheinlich jene Attribute, welche die Mehrheit aller Deutschen heute noch immer mit diesem Land und seinen Nachbarn verbindet. Umso mehr war ich positiv überrascht und beschämt über mich selbst, was ich denn im Vorfeld so alles dachte, da ich sogar in Ungewissheit noch in Kroatien meine Reservekanister aufgefüllt hatte. :-/ 
Ein landschaftlich super reizvolles und tolles Land mit überaus netten Menschen, wo es auch sämtliche Produkte wie bei uns, vom "Big Mac" bis zum "Porsche Cayenne" gibt, nur dass sich 99,9 % aller Einwohner wohl nie Letzteren leisten werden. Auch hat mich die Hauptstadt Sarajevo von Beginn an mit ihrer super tollen Altstadt in ihren Bann gezogen und ich immer schöne Erinnerungen an sie gehegt. Auf der anderen Seite sind es die Nachwehen des Krieges, die überall noch sooo offensichtlich sind. Ob zerfallene Gebäude, gänzlich verlassene Dörfer, Schilder mit dem Hinweis auf Minengefahr oder auch die unzähligen Einschusslöcher in vielen Wohnhäusern. 



Alles Zeugen von einer schrecklichen Vergangenheit, wobei es gerade Sarajevo am Schlimmsten erging, da es so im Tal liegend lange belagert und von allen Seiten beschossen wurde. All dies zusammen hegt in mir eine große Empathie den hier lebenden Menschen und vor allem Kindern gegenüber, so dass ich mich entschieden habe, mein Vorhaben genau hier durchzuführen!

Bereits im Vorfeld habe ich von einer Frau aus Sarajevo, der ich mein Vorhaben unterbreitet hatte, den Ratschlag bekommen, mich ausserhalb der Hauptstadt umzusehen, da die Einrichtungen dort, wohl noch dringender Hilfe gebrauchen könnten. Und so habe ich im Internet dieses Haus der „Schulwestern Franziskanerinnen der Bosnisch-Kroatischen Provinz“ gefunden, die sich in der kleinen Stadt Vares um Kinder aus zerrütteten und verwahrlosten Familien, die noch schwer vom Krieg gezeichnet sind, kümmern.

Nach einer Nacht im Hostel im Zentrum Sarajevos, breche ich morgens im Regen auf nach Vares. Es regnet allerdings wie aus Eimern, so dass ich noch nicht mal am Stadtrand angekommen, bei Mc Donald's anhalte und Unterschlupf suche. 


Leider lässt der Regen auch nach zwei Stunden noch nicht nach. Ich denke mir allerdings,„Fünf Tage im russischen Regen? Da werden 50 km in Bosnien mich auch nicht mehr klein kriegen!“ und fahre also weiter. Unterwegs fahre ich in den bosnischen Herbst, der nun auch hier rege Einzug hält und die Landschaft in ein bräunliches Gelb färbt, was zwar sehr schön anzuschauen ist, für’s Motorradfahren bei Regen allerdings weniger von Vorteil und so brauche ich für die 45 km fast eineinhalb Stunden, so vorsichtig und langsam bin ich unterwegs…


Ich komme in Vares an


und mein erster Eindruck ist echt schockierend. Einst muss hier einmal eine recht florierende Bergbau- und Eisenindustrie ansässig gewesen sein. Nun aber nur noch Ruinen, Schutt und Geröll...


Unzählige leere Fabriken, Häuser, verlassene und zerfallene Gebäude. 


Auch die Wohnblöcke in der Stadt sehen nicht in einem wirklich guten Zustand aus, so dass ich mir denke: „Hier bin ich richtig!!!“ Auch finde ich das Haus recht schnell, da es erst 5 Jahre alt ist und sich von daher vom Zustand weit von den anderen unterscheidet.

Da ich ja keinerlei Erfahrung mit dem Part habe, der nun kommt, versuche ich es recht pragmatisch anzugehen, gehe einfach mal hinein und befinde mich direkt in einer Art Basar. Es ist "Erntedank" und die Kinder verkaufen die unterschiedlichsten Arten und Sorten von selbst gebackenem Brot, um den Erlös und die Übereste anschließend noch ärmeren Menschen in der Stadt zu übergeben. 



Ich frage nach jemandem der Englisch oder gar Deutsch spricht und eines der jungen Mädels übersetzt einer Schwester wer ich bin, wo ich (gerade und eigentlich) her komme und was ich hier möchte. 


Sie rufen mit „Schwester Ana“ und „Schwester Snjezana“ zwei die ebenfalls Englisch sprechen und wir sitzen zusammen und ich erzähle Ihnen in Ruhe bei einem Tee, wer ich bin, dass ich gerade mit dem Bike auf dem Rückweg nach Deutschland bin und was ich bei Ihnen tun möchte. Sie im Gegenzug erzählen mir was sie hier genau machen, dass dieses Haus seit 5 Jahren existiert und von daher in einem recht guten Zustand ist und 19 Kinder momentan hier leben, im Alter zwischen 3 und 18 Jahren. Alle aus Familien mit existentiellen Problemen wie Alkohol, Drogen, Kriminalität, Prostitution oder anderen Dingen, die in keinster Weise von einer sorglosen Kindheit zeugen und echt ans Eingemachte gehen. So sind sechs der Kinder hier Geschwister, die Älteste von ihnen 17 und alle von einer Mutter, die heute gerade mal über 30 ist und noch zwei weitere Kinder zu Hause hat...

Ich erkläre Ihnen, dass ich kein Bargeld hier lassen, sondern etwas kaufen möchte, das was gerade am Dringendsten benötigt wird. Nach ein wenig überlegen erklärt mir „Schwester Snjezana“,dass drei der älteren Kinder neue Schuhe und eine Hose bräuchten, da für sie in der Kinder-Kleider-Sammlung nichts passendes dabei gewesen sei. Also machen wir uns mit dem Auto und den Dreien auf den Weg in ein Einkaufszentrum.

Nachdem Daniela, Josip und Blach, jeder ein Paar Schuhe gefunden haben...


fragen mich Josip und Blach, ob sie einen Fussball haben dürfen, was ich Ihnen natürlich nicht ablehnen will! Jeder Junge braucht einen Fussball!!! Da sie sogar einen 3-jährigen Jungen im Heim haben, nehme ich noch zwei Pakete mit „Cars“ Boden-Puzzles mit (oder wie auch immer man diese Dinger nennt, die heutzutage den Fußboden eines jeden Kinderzimmers bedecken) Auch ist ein großer Bedarf an Schulutensilien vorhanden, so dass wir Taschenrechner, Zirkelkästen, Farbe, Hefte und Stifte kaufen und mit einem ziemlich vollen Kulli zurück zum Auto rollen.


Da noch etwas Geld übrig ist, biete ich Ihnen an nochmal hinein zu gehen und wir kaufen für jedes der 19 Kinder eine neue Zahnbürste mit –pasta, einen Duschbeutel mit Shampoo und weitere Waschutensilien, bevor wir uns mit einem ziemlich vollen Kofferraum auf den Rückweg nach Vares machen.


 Dort angekommen, wartet auch schon "Schwester Ana" mit Antoni, dem Jüngsten im Haus


:-)

Nach dem wir das Auto entladen haben, laden die Schwestern mich zum Abendessen ein, was ich nicht ablehne, da ich in der Zwischenzeit doch etwas Hunger bekommen habe... :-)


Anschließend erzählt mir "Schwester Snejzana", einiges über das Leben hier im Haus und den nach meiner Ansicht "Knochenjob" mit den Kindern. Jeden Morgen stehen sie, die Schwestern um halb Sechs auf und gehen selten vor 23 Uhr ins Bett. Dazwischen liegt reine Arbeitszeit, da immer irgendetwas anfällt, auch wenn die Kinder in der Schule ist. Dann wird gewaschen, geputzt und Essen vorbereitet. Zehn Schwestern sind im ganzen Haus, die sich die Arbeit aufteilen. Auch schläft immer je eine der Schwestern in einer der drei Wohngruppen bei den Kindern, so dass diese in der Nacht nicht alleine sind, was mit hoher Wahrscheinlichkeit selten eine Nacht durchschlafen bedeutet...


Dies ist "Schwester Snejzana", deren Name übersetzt "Schneeflocke" bedeutet. :-)

Sie selbst ist hier in Vares geboren und hat den Krieg miterlebt, von daher sei es ihr so wichtig gewesen, dieses Haus vor fünf Jahren hier in ihrem Heimatort zu errichten. Mittlerweile seien sie, nach anfänglichen Schwierigkeiten von den Einheimischen sehr akzeptiert und werden sogar unterstützt und im Gegenzug kommen immer öfter einheimische Kinder bei Ihnen vorbei, um an Aktivitäten im Haus teilzunehmen. Auch fragen sie mich, ob ich nicht jemanden kennen würde, der Lust habe ein oder zwei Monate mit ihnen und den Kindern hier im Haus zu verbringen und gegen Kost und Logie mit ihnen Englisch zu lernen oder andere sinnvolle Dinge zu tun? Wenn also jemand möchte oder jemanden kennt, der an so etwas Spaß hätte, nur zu! Ist garantiert eine super klasse Erfahrung. Auch werde ich es selbst mal im Hinterkopf behalten... ;-)

Sie bieten mir anschließend noch an, die Nacht hier zu bleiben, was ich natürlich nicht ablehne, da es bereits dunkel wird, das Wetter immer noch nicht besser ist und ich gerne noch mehr von den Kindern kennen lernen möchte! :-)

Am nächsten Morgen habe ich (als Einziger im Haus) das Privileg länger schlafen zu dürfen und nach dem Frühstück führt "Schwester Ana" mich im Haus umher, indem sie mir die Küche...


und einige der Zimmer 


zeigt. Wie hier das von Dragana und ihrer Schwester Ivana.

Gegen Mittag sind fast alle Kinder aus der Schule wieder zurück und nachdem Essen möchte ich gerne noch ein paar Fotos mit allen machen, bevor ich abfahre. Nachdem ich mein bike gepackt habe, will natürlich jeder der Jungs noch einmal drauf sitzen. Den kleinen Antoni habe ich ja gestern schon lieb gewonnen, als er allerdings heute aus dem Kindergarten zurück und beim Mittagstisch ein paar mal zu mir rüber gelaufen kommt, nur um mich zu umarmen, habe ich in endgültig in mein Herz geschlossen!


Dreieinhalb Jahre ist er, bereits seit zwei Jahren hier und die meiste Zeit am strahlen... :-)




Zu meiner Schande habe ich nicht alle Namen behalten können...


Sogar eines der Mädels möchte mal auf's Motorrad! :-)


Zum Abschluss dann noch ein Foto mit Allen, zumindest denen die anwesend sind!


Zum Abschied schenkt mir Dragana eines der selbst gebackenen Brote für unterwegs... :-)


allerdings möchte Antoni unbedingt wieder auf's Motorrad und mit auf's Bild


gibt mir anschließend sogar noch einen Abschieds-Kuss und ich bin wirklich davon überzeugt, in den letzten beiden Tagen genau das Richtige getan zu haben!!!

Ich glaube jeder hat ja bestimmt schon einmal, ob im Fernsehen oder im Freundeskreis Leute gehört, die über solche Situationen berichten und wie das Lachen oder Strahlen der Kinder sie erfüllt und vielleicht in vielen Fällen das ganze als Angeberei abgetan. Zumindest ging es mir oft so oder ich habe dem wenig Beachtung geschenkt.

Nun kann ich definitiv sagen, dass wirklich etwas dran ist! Es ist wirklich ein gutes Gefühl einem Kind, vor allem wenn man weiß, dass es es bisher nicht leicht hatte, ein Freude zu machen! Ich selbst habe aus verschiedenen Gründen vor ein paar Jahren der Kirche den Rücken gekehrt. Ein Beispiel war, dass sich das Bistum meiner Heimat von der Hilfsaktion "Weihnachten im Schuhkarton" distanzierte, wobei Deutsche Kinder eben Schuhkartons mit kleinen Dingen zusammenstellen, die dann solchen Kindern hier auf dem Balkan zur Weihnachtszeit überreicht werden, um ihnen eben eine Freude zu machen. Die augenscheinliche Begründung war, dass ja hiermit keine "nachhaltige Zukunftsperspektive" geschaffen würde. Ich sehe die Sache genau andersherum! Desto mehr die Kinder in ihrer Kindheit Glück, Freude und vor allem Liebe und Zuneigung erfahren, desto besser die Chancen, dass sie glückliche Erwachsene werden! Und von daher zählt jeder Augenblick und immer das Hier und Jetzt und ich bin sehr froh hierher nach Vares gefahren zu sein und dass es mir offensichtlich gelungen ist den Kindern ein paar glückliche Momente zu bescheren!! 

Zugegeben, weder ich (oder wer sonst) hat auch schon einmal die Erfahrung gemacht eine Nacht in einem Nonnen-Konvikt zu verbringen??

Zum Abschied geben mir die Schwestern noch ein Lunch-Paket und etwas zu Trinken mit auf den Weg, wünschen mir alles alles Gute und dass wir uns doch einmal wieder sehen! 


Von mir aus super gerne!


Abschließend möchte auch ich mich bedanken,
  • allem voran natürlich bei Joachim v. Loeben, der mit der Gründung seiner Stiftung für Helfer einen tollen Anreiz für Menschen geschaffen hat, sich unterwegs gemeinnützig zu engagieren!
  • daneben allen Leuten, die auf meiner Geburtstagsfeier waren und ein paar Euro hierfür übrig hatten!
  • auch bei "Pitta" meinem "Lieblings-Currywurst-Imbiss", der mich mit einer kleinen Spende aus eigener Tasche unterstützt hat.
Zu meinem Bedauern musste ich leider feststellen, dass sonst niemand, egal ob Privatperson oder kleiner Unternehmer es für nötig hielt sich für eine gute Sache zu engagieren. Sehr sehr schade...

Vielleicht habe ich ja beim nächsten Mal mehr Erfolg, da ich so etwas auf jeden Fall wieder machen möchte!!


14. Oktober 2013

Balkan, mal wieder ...

40.538 km


Ich komme Donnerstags Abend in Istanbul an und Alp empfängt mich recht herzlich! Es ist wirklich schön ihn wieder zu sehen. Seit Anfang September ist er nun Rentner, mit gerade einmal 50 Jahren und hat nun Einiges vor, was Motorradreisen angeht... :-)

Allerdings fliegt er über's Wochenende erst einmal mit einer Freundin nach Zypern, so dass ich alleine in seiner Wohnung bleibe und auf "Pitchko", den wilden Kater aufpasse und Nachmittags ist Eylül, seine Tochter auch noch da.

Ich verbringe die Tage recht relaxed bis Mittags im Bett und gehe danach zum shoppen nach "Istanbul downtown". Da hier alles viel viel billiger ist als in Deutschland, decke ich mich mit neuen Unterhosen, Socken, Pullover usw. ein, soviel meine Taschen und Koffer hergeben.

Da Alp nun "frei" ist, wie er es selbst gerne beschreibt, schlage ich ihm vor gemeinsam nach Bulgarien zu fahren. Und da er sowieso vor hatte im Oktober nach Sofia zu fahren, warum also nicht zusammen? Und so machen wir uns Dienstags morgens früh auf den Weg nach ...


"Bulgaristan" ... :-)

halten noch kurz zu Mittag in Edirne an und fahren weiter zur Grenze.

Falls ich es noch nicht erwähnt habe, auch in der Türkei kurz vor Samsun wurde ich mal wieder für's "speeding" angehalten. Das vierte Mal auf dieser Tour und vierte Mal überhaupt mit dem Motorrad. Keine Ahnung, ob ich wirklich anders und schneller fahre als letztes Jahr, da ich immer noch von fast allen Autos, Motorrädern sowieso und manchmal sogar verrückten  LKW's überholt werde...? Da ich diesmal allerdings ganz und gar nicht damit einverstanden bin, dass sie mir 115 km/h unterjubeln wollen, weigere ich mich den Zettel zu unterschreiben und sie geben mir den Wisch so mit und meinen nur "Banca" und lassen mich ziehen. "Was auch immer...?!" denke ich mir und fahre einfach weiter, bin allerdings gespannt, ob und was beim Grenzübergang passieren wird, der mir ja nun unmittelbar bevorsteht. Allerdings gar nix. Scheinbar ist das türkische System noch nicht so weit und gut vernetzt und nach gut 30 Minuten sind Alp und ich in Bulgarien und machen eine weitere kurze Zigarettenpause... :-)


Erst beim Foto bemerke ich, vor welch einem Etablissement wir hier Halt machen... ;-)

Natürlich sind wir auf dem Weg nach Idilevo, wieder ins Motocamp Bulgaria, wo wir im Dunkeln Abends um Neun Uhr ankommen. Bis zur Grenze sind wir echt flott unterwegs und auch danach noch bis nach Harmanli. Ich fahre voraus und da ich mich noch an den Weg vom letzten Dezember erinnere, finde ich die direkte Strecke von Simeonovgrad nach Stara Zagora und weiter nach Kazanlak über den Shipka-Pass nach Gabrovo. Da es leicht Dunkel wird und ich es ein bißchen interessant machen will, versuche ich von hier an querfeldein den Weg nach Idilevo zu finden. Da ich diesen bereits zwei mal in entgegengesetzter Richtung (allerdings am Tag) gefahren bin, versuchen wir es. Nachdem wir einmal in einer Sackgasse und ein anderes Mal vor einem großen Eisentor stehen, drehen wir um, zurück nach Gabrovo und nehmen dann doch die Hauptstraße nach Sevlievo und Idilevo zum camp, womit ich nun wieder am Ausgangspunkt meiner diesjährigen Reise angekommen bin... :-)

Alles in Allem über 500 km an diesem Tag, den wir mit fast 10 anderen Travellern bei einem oder zwei Bier gemütlich ausklingen lassen... :-)

Am nächsten Morgen ist Aufbruchstimmung im motocamp. Penny und Igor, beide aus Neuseeland und gerade aus Süd-Korea kommend...


machen sich auf die Weiterfahrt nach West-Europa und Holland.

Michael und Tamara aus Deutschland sind seit April diesen Jahres auf "open-end" Tour mit ihrem (Monster)HU-Gespann


Könnte nach meinem Geschmack noch ein wenig mehr Licht vertragen... :-)


und haben 6 Wochen hier im Motocamp verbracht! Kann ich gut verstehen, da man es hier wirklich super aushalten kann!!! :-)

Ich "bearbeite" Mila ja immer und andauernd, dass sie den Motorrad-Führerschein macht. Für den Fall, dass es partout nicht klappen sollte, übe ich mich schon mal auf dem "Sidecar"...


Der Hauptgrund für's Gespann, so erzählt Tamara mir, seien aber ihre Hunde Olivia und Fussel, die sie in keinem Fall weg geben würden!


Stimmt, so haben auch die ihr "Travlling-Vehicle". Echt klasse!!! :-)


Byebye...

Da meine Geräuschkulisse am Hinterrad immer bedrohlicher wirkt, beschließe ich mir dies nun einmal in Ruhe anzuschauen.


Auch ist meine Kette schon arg in die Länge gezogen und als ich bemerke, dass sich bereits einige der Gummiringe an den Kettengliedern verabschieden, halte ich es für eine gute Idee den neuen Satz aufzuziehen, den ich ja bereits seit Beginn mit mir umher schleppe. Hätte ich das gewusst, meine ich zu Ivo, hätte ich den gesamten Satz ja hier lassen können... :-)

Also mache ich mich daran das Hinterrad und alles andere Notwendige zu demontieren und leiste Beth aus Kalifornien und Dave aus Irland Gesellschaft, die auch Wartung an ihren Bikes betreiben. Kurze Zeit später kommt weitere Gesellschaft dazu und die ganze Sache beginnt ziemlich Spaß zu machen...


Der Reihe nach, Peache aus England, Alpi, Dennis aus Schottland, Dave aus Irland.

Auch komme ich meinem Problem auf die Schliche, da es den Anschein hat, dass der Umlenkhebel meines Fahrwerkes ein oder mehrere Nadellager mit leichten Verschleisserscheinungen hat. Allerdings denke ich, dass ich so noch bis nach Deutschland kommen werde, da ein Ersatz nicht so einfach ist oder in einem knapp 300 € teuren Ersatzteil bei BMW endet, was nicht so ganz in meinem Interesse liegt.

Nach zwei Nächten im camp machen wir uns auf in Richtung Sofia, wo uns Dimo, ein Freund von Alpi am Stadtrand abfängt, mit seiner restaurierten MZ und uns in seine Werkstatt bringt, wo er an unzähligen alten Bikes schraubt...


Er hat für Alp einen Termin bei BMW organisiert, da der Service hier weitaus billiger ist wie in der Türkei. Und während der Mechaniker an Alp's 1150 herum schraubt, nutze ich die Gelegenheit, borge mir entsprechendes Werkzeug und baue meinen Umlenkhebel des Fahrwerks komplett aus, um mir die Lager anzuschauen...


und sehe, dass die Lagerbuchsen auch wirklich Verschleiß anzeigen, allerdings noch kaum Spiel haben, so dass ich beruhigt noch bis nach Deutschland fahren kann. Anschließend offeriert Dimo uns, dass er heute Geburtstag hat und wir doch Abends zu ihm kommen sollen. Mmmmmh....? ;-)

Am nächsten Tag dann, macht sich Alp zu seinem 2. Vorhaben, weshalb er mit nach Sofia gefahren ist, auf.  Da er ja nächstes Jahr nun selber mit dem Motorrad längere Zeit verreisen will, waren natürlich Koffer unumgänglich und diese sind in "Bulgaristan" weitaus günstiger als in der Türkei, so hat er sich hier welche zugelegt. Überhaupt ist in der Türkei aufgrund von Importzöllen, alles (was Motorräder angeht, und wohl noch vieles mehr) 25 bis 30 % teurer, als bei uns in Deutschland. Nachmittags dann, sieht Alpi's "GS 1150 Adventure" so aus...



als er bei Kosta vor fährt. Wir verbringen ein paar Stunden gemeinsam bei Kosta, bevor Alp weiterfährt. Er will weiter nach Griechenland, bevor er in einer Woche wieder in Istanbul sein soll. Von daher trennen sich unsere Wege hier nun einmal mehr, da ich noch einen Tag mit Kosta und seine Freundin Gerri verbringen möchte.



Obwohl wir erst seit 4 Tagen unterwegs sind, meint er zum Abschied er könne mich nun besser verstehen, dass man unterwegs oft so ausgepowert ist und einfach nur seine Ruhe haben möchte. Zugegeben, er hat auch jeden Abend bisher partymäßig  nicht gerade auf die Bremse getreten. Nun ja, als frisch gebackener Rentner, hat er scheinbar etwas nachzuholen...!? :-)

Da ich mich immer noch mal mehr mal weniger mit den Nachwehen meiner Russland-Odysee umher plage, da ich öfters noch huste und mich total schlapp fühle, meint Kosta er würde sich freuen, wenn ich noch einen Tag länger bleiben würde und mich ausruhe. Warum eigentlich nicht? :-)

Am Sonntag Morgen dann fahren wir gemeinsam, er mit seiner Freundin aus der Stadt heraus und sie begleiten mich in Richtung serbische Grenze.



Wir essen in einem super rustikalen Biker-Cafe und Motel und ich verabschiede mich einmal mehr von ihm, nur diesmal mit der Einladung, dass er das nächste Mal mich in Deutschland besuchen soll!! :-)



Weiter geht's in Richtung Grenze!


So wartet nun mit Serbien das letzte Land des gesamten Balkans darauf, von mir und meiner guten Melody bereits und entdeckt zu werden... ;-)


Byebye

Alexander