4. Oktober 2013

Vagabound


…. so haben mich meine Kollegen im Frühjahr während meiner LKW-Zeit in München genannt. Und irgendwie hatten Sie ja damit sogar ziemlich recht, da ja so bereits früher Menschen bezeichnet wurden, die stets rastlos unterwegs waren, heute hier und morgen da. Seit knapp drei Jahren lebe ich ja nun auch schon so, zumindest mal mehr mal weniger und mein großes Ziel vom Beginn habe ich ja auch glücklicherweise bereits im letzten Sommer erreicht. Dass es mir wieder einfach nur gut geht und ich mein Leben genießen darf! 

Mittlerweile spüre ich, dass ich vom „travellen“ wirklich ausgepowert bin. Auf eine sehr positive Art und Weise, aber eben ziemlich fertig! Es schwindet die Motivation allmählich mich jeden Tag wieder neu mit den gleichen Fragen und Herausforderungen zu beschäftigen. Welchen Weg nehme ich? Wo schlafe ich heute? Vielleicht, bei wem bleibe ich? Da ich mit mir selbst momentan recht gut im Reinen bin, suche ich auch öfter die Einsamkeit und meide es bewusst andere und neue Menschen zu treffen. Die Tatsache, dass Russland mich so arg heraus gefordert hat und dass ich leider permanent ein bis zwei Monate zu spät dem Sommer hinterher fahre, tragen sicherlich auch hierzu bei. So sehne ich mich doch des Öfteren wieder nach einem warmen festen Plätzchen, an dem ich mich zumindest für eine längere Zeit wieder zu Hause fühlen könnte. Auch ist es mittlerweile soweit, dass Mila und ich auch gerne mehr Zeit miteinander verbringen möchten, als uns nur alle paar Monate mal für ein oder zwei Wochen zu sehen.

Eine Sache, die ich für mich heraus gefunden habe ist, dass es uns in Deutschland „saugut“ geht und wir echt gesegnet sind mit der Staatsbürgerschaft, die wir mit unserer Geburt erhalten haben. Mir fällt kein anderes Land ein, welches dies auf Anhieb toppen kann! Nur ist dies kaum einem bewusst. Nur im Nörgeln, Meckern und Maulen, da sind sich die meisten einig und erste klasse! Es gibt bestimmt einige Länder die ähnlich gut dran sein, aber viel besser wohl kaum. Die freien Rechte als Bürger, das Gesundheitssystem, ein nicht durch und durch korrupter Staat und ein Resultat unserer Steuergelder und Abgaben, auch die Arbeitsverhältnisse und der Verdienst und dass wir eben in so gut wie jedes Land der Erde frei einreisen dürfen, was für die meisten anderen Nationen ganz und gar nicht gilt! Aber für all dies herauszufinden, musste ich nun mal weg und durch bisher 25 Länder unserer Erde fahren. Von daher möchte ich auch in Zukunft vorerst meinen Lebensmittelpunkt in Deutschland behalten, zu dem ich immer wieder zurück kehren kann.

Somit steht nun für mich einmal mehr eine Entscheidung an, wie ich weitermachen möchte, da ich auch meine Route nun dementsprechend ausrichten sollte. Ein Iran-Visum habe ich bereits in der Tasche. Ich kann also nochmal den „Kurs Süd-Ost“ fortsetzen, mich gänzlich von Europa entfernen oder aber dem deutschen Winter entgegen fahren?

Es hat sich ergeben, dass eine Firma in der Nähe von München, mit der ich schon im Frühjahr Kontakt hatte, mir nun eine Zusammenarbeit angeboten hat. Da deren Offerte mir sehr zusagte, ich das vorgeschlagene Projekt super interessant finde, habe ich den Weg nicht gescheut und bin nach München zum Vorstellungsgespräch geflogen. Wie es der Zufall wollte, waren meine Eltern just zum selben Zeitpunkt auf dem Heimweg aus Österreich, so dass wir uns noch in Bayern getroffen haben...


ich erst einmal zum Frisör gegangen bin...  :-)


 und wir anschließend noch ein klein bißchen gemeinsam durch's Land gefahren sind 


:-)


Zwei Tage haben wir gemeinsam verbracht, bevor meine Eltern in Richtung Heimat aufgebrochen und ich zum Vorstellungsgespräch gefahren bin. 

Da sich alles sehr gut entwickelt hat, mich die vorgeschlagene Arbeitsstelle eben sehr interessiert und die Rahmenbedingungen auch recht akzeptabel sind, werde ich nun Mitte November dort zu arbeiten beginnen. Auch gefällt mir die Tatsache sehr, dass es wieder in Bayern und der Nähe der Berge ist, da ich damit ein hohes Plus an Freizeitwert und Lebensqualität verbinde und genau das ist in den vergangenen Jahren für mich sehr wichtig geworden!!

Natürlich bin ich auch ein wenig verängstigt und skeptisch, da ich ja so lange schon raus bin, aus dem Ing.-Job. Aber ich habe wieder auf mein Gefühl gehört, wie bereits im März als ich dieses "Super-Gehalt & Firmenwagen"- Angebot ausgeschlagen habe. Nur dieses Mal eben in der anderen Richtung, da es sich eben sehr gut angefühlt hat. Auch denke ich unterwegs schon mit Vorfreude an meine zukünftige Arbeit und habe einige Ideen diesbezüglich, was ich als recht gutes Zeichen werte...!!! :-) :-) :-)


Somit bin ich mittlerweile bereits auf dem Rückweg durch die Türkei, bevor ich anschließend es noch einmal genießen möchte durch meinen so heiß geliebten Balkan zu fahren, auch in der Hoffnung an der Adria noch ein paar warme Sonnenstrahlen ab zu bekommen! Gegen Anfang November möchte ich zurück in der Eifel sein, so dass ich noch etwas Zeit für diverse Erledigungen und Vorbereitungen habe und den ein oder anderen Freund wiederzusehen!

So denke ich wieder an meine eigenen Worte „Es kann sich immer und jederzeit absolut Alles ändern!“ Auch sehr zum Positiven! Vor genau drei Jahren, im Herbst 2010, als ich meine krasse Entscheidung traf, mich entschlossen hatte meinen „sicheren“ Job aufzugeben und der Überzeugung war, dass es das nun beruflich gewesen war, sieht es nun drei Jahre später zum Glück wieder ganz aus!! Dazwischen waren allerdings sehr sehr viele Hochs und tiefe Tiefs und ich nicht nur einmal nahe dran aufzugeben und alles hinzuschmeißen. An dieser Stelle muss ich Mila außerordentlich danken, die mich genau dann immer wieder aufgebaut hat, mir Mut gemacht hat und mir versicherte, dass alles so kommen wird, wie es soll und wenn etwas mal nicht klappte, dann nur deswegen weil irgendwo anders etwas besseres wartet! 

Im Moment sieht es so und ganz gut aus und ich bin guter Dinge für meine Zukunft und freue mich darauf, wie es weiter geht! Wenn ich Revue passiere, so sind die letzten drei Jahre auch wie im Flug vergangen. Schon Wahnsinn! Seit ich im Frühjahr 2010 mir mein gutes Motorrad zugelegt habe, bin ich nun über 70.000 Kilometer damit durch Europa und etwas Asien gefahren und dies in 25 Ländern. Alles in allem bereue ich meine Entscheidung in keinster Weise, da ich in den letzten Jahren nur gewonnen habe!!! In jeder Hinsicht!!! Eine positivere und weniger angstgeprägte Sichtweise auf unsere Welt und die Menschen, die auf ihr leben, die Gewissheit, dass es immer eine Alternative und eine "andere Wahl" gibt, viele nette Menschen auf meinem Weg und neue Freunde, allen voran natürlich Mila, der wohl größte Gewinn und eben viel mehr Vertrauen in die Zukunft, da sich eben alles, immer und jederzeit auch zum Guten ändern kann!

Natürlich werde ich auch meinen Rückweg hier weiter posten und dann ab dem Winter wird es wohl erst einmal etwas ruhiger werden. Aber ich fühle, dass der "Travell-Virus" eine chronische Angelegenheit ist und es einen früher oder später wieder raus zieht, 

raus auf die Straße....
  

In diesem Sinne wünsche ich allen alles Gute und nie den Mut zu verlieren, egal wie aussichtslos die Situation auch scheinen mag!!!


Euer

Alexander Conrad





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