21.676 km
Hallo Zusammen!
Wir verabschieden uns von Alp und packen das Motorrad
Ja, all dies passt an und auf's bike... :-)
Von Istanbul aus machen wir uns auf den Weg nach Gebze, wo wir wieder die Fähre über das "Mamara Meer" nach Yalova nehmen
und von dort weiter nach Bursa fahren, wo in diesen Tagen
die Bursa 10th International Agriculture, Seed Raising, Saplings and
Dairy Industry Fair stattfindet. Mit 200.000 Besuchern und 630 Ausstellern
die größte Messe rund um Landtechnik, Pflanzenschutz und Milchviehhaltung in
der Türkei.
Es gelingt mir einen Termin mit Hr. Gökhan Engün persönlich,
dem Messeleiter und Vorstand des Veranstalters Tüyap Fairs and Exhibitions
Org. Inc. zu arrangieren, der mir eine Menge über die Messe und LW in
der Türkei erklärt.
So erzählt er mir beispielsweise, dass die Messe neben dem
heimischen Publikum auch die wichtigste Export-Veranstaltung darstellt, da mehr
als die Hälfte der türkischen Landtechnik-Produktion ins Ausland geht.
Türkische Landtechnik sei sehr robust und zuverlässig, nicht so gut wie die
Deutsche (sagt Hr. Engün selbst), ab dafür deutlich preisgünstiger. Und genau
dies begründet das Interesse der Käufer aus dem nahen Osten, wie dem Iran, Irak
und Saudi-Arabien sowie mehreren afrikanischen Ländern, wie Ägypten, Tunesien,
Kenia, Süd-Afrika und noch einige andere…
Nach der sehr angenehmen und informativen halben Stunde mit Hr. Engün
mache ich mich
auf den Weg die Hallen und vor allem das
Außen-Gelände zu erkunden. Mit John Deere, CLAAS, CASE & New Holland sowie
der ARGO-Gruppe und dem AGCO-Konzern sind alle namhaften Globel Player
vertreten. Nur meinen ehemaligen Arbeitgeber suche ich vergebens. Was hat es hiermit auf sich Hr. Feldmann....?? ;-)
Bereits beim
Betreten des Geländes fällt mir auf, dass die mir bekannten Hersteller nur
Maschinen aus ihrem mittleren Produkt-Segment exponieren. Bei New Holland,
deren Importeuer TÜRK TRACTÖR
behauptet über 50% (!!) des gesamten Schlepper-Marktes für sich, erzählt man
mir, das nur ein marginaler Bedarf an hochmotorisiertem Gerät in der TR
nachgefragt wird. Über 80% der gesamten landwirtschaftlichen Fläche in der
Türkei wird von kleinen, sehr kleinen privaten Betrieben bewirtschaftet, die
maximale Parzellengrößen von 1-3 ha besitzen, so die Aussage eines
NH-Vertreters. Von daher wundert es auch nicht, dass die meistverkauftesten
Schlepper in der Leistungsklasse von 60 bis 69 PS liegen.
Der 56S - Serie von New Holland ist ein durch und durch spartanisches
Gefährt und auf das Notwendigste reduzierte und wohl gerade deswegen der
Kassenschlager. Ob mit oder ohne Kabine...
An Feldhäckslern stellen sie "nur" ihren FX 9050 mit 500 PS aus.
Auch CLAAS stellt lediglich einen Jaguar 940 aus, diesen mit 8-Reiher.
Daneben sind die Herren von Rostselmash aus Russland mit einem
älteren Modell und einem "weniger älteren" Exemplar zu finden… ;-)
Bei Letzterem handelt es sich um deren neue Modellreihe RSM,
bei der die Konstrukteure aber absolut unbestreitbare sich beim Jaguar bedient
haben, zumindest was das Design anbelangt. Vor allem die Seiten- und
Heckverkleidung...
aber auch der Aufstieg, lassen keinen Zweifel offen, noch dazu
da beide Typen Seite an Seite auf der Messe stehen.
Ich versuche einem der Rostselmash-Herren etwas auf den Zahn zu fühlen und er erzählt mir, dass mit diversen Bauteilen von CLAAS Industry, ZF-Achsen sowie nun auch mit V8-Mercedes-Motoren allerhand deutsche Komponenten verbaut sind. Da die Ernteverhältnisse in der Türkei und Ost-Europa (in der Ukraine und Moldawien verkaufen sie bereits) anspruchsvoller seien, der Mais härter und ertragreicher, kommen ihre hauseigenen Gebisse an ihre Grenzen, gesteht der gute Mann, so dass sie ihre Häcksler hier ausschließlich mit Kemper-Vorsätzen ausrüsten.
Es ist der International Sales Manager, mit dem ich mich unterhalte und er erzählt mir in ach so
typischer russischer (Un-)Laune, dass Rostselmash nun im 3. Jahr in der TR
Mähdrescher
und Feldhäcksler verkauft. 4 Einheiten in 2010 und 6 Maschinen in
2011. Aufgrund weniger restriktiver Abgas- und Sicherheitsnormen in der Türkei im Vergleich zur EU sei ein
Arrangement von Rostselmash hier möglich, da die bisherige Modellreihe noch
nicht mit EU-Norm konform ist. Allerdings planen Rostselmash mit deren RSM-Modellen in den nächsten Jahren ihr Arrangement in Ost-Europa bis nach Polen auszuweiten...
Also aufgepasst vor der selbstfahrenden Invasion aus dem Osten!!! :-)
Bei den Mähdreschern sieht es leistungsmäßig ähnlich aus. Zwar thront über
allem ein Lexion 750
allerdings sei der noch immer im Besitz von ENKA, dem
türkischen Importeur von CLAAS, da niemand diese große Maschine kaufen möchte,
erzählt mir ein Vertreter der Saatengrünen. Von daher sei der „Tucano“ hier das
Top-Modell. Auch erklärt der gute Mann mir, mit welchen Maßnahmen seiner Meinung nach KRONE erfolgreicher
am türkischen Markt partizipieren könne… Schon witzig!
Bei John Deere das gleiche Szenario. Mit deren W 540 stellen
sie das kleinste Exemplar ihres 5-Schüttlers aus und dies mit mechanischer
Siebverstellung, ohne Stroh-Häcksler und Spreuverteiler. Eben einfach günstig!
Bei Fendt ist es deren 828 der die Palette nach oben hin
abrundet und wohl auch nicht wirklich oft verkauft wird.
New Holland stellt
zwar ein Exemplar der neuen 8er Reihe aus, dass aber wohl mehr „um den Größten“
zu haben und die Position als „Platzhirsch“ in der Türkei zu behaupten.
In den Hallen entdecke ich mit ILGI einen türkischen Hersteller, der auf den ersten Blick in Puncto Design und Robustheit gute Maschinen zu vertreiben scheint
und man erzählt mir, dass sie bereits seit mehreren Malen auch an der Agritechnica teilnehmen und neben Europa einen großen Teil ihrer Maschinen eben in den nahen Osten und Afrika verkaufen. Der Vertreter ist mir gegenüber ganz stolz zu erwähnen, dass sie die türkische Antwort auf LEMKEN, HORSCH und Co. seien...
Zum Abschluss entdecke ich noch die attraktive Dame von der DLG-Fraktion Turkey, die Werbung für Agritechnica, EuroTier und Co. macht...
und mache mich anschließend nach zwei Messetagen langsam darauf das Gelände zu verlassen.
Am nächsten Tag machen wir uns auf den Weg nach Osten und lassen Bursa schnell hinter uns. Und mit gefühlt jedem Kilometer, den wir mehr ins Landesinnere Anatoliens vorstoßen wird es auch wirklich ländlicher und die Einwohner merklich ärmer.
Dies ist nun ein sehr gängiges Motiv, was uns auf den Straßen begegnet und für mich hat es den Anschein, das die durchschnittliche verfügbare Schlepperleistung in der Türkei irgendwo zwischen 35 - 50 PS rangiert.
Aber beim nächsten Mal mehr zur türkischen Landwirtschaft ... :-)
Güle Güle
vom worl-ag-traveller!