25. September 2012

Ali am Bosporus

21.118 km


Nach unserer tollen Erfahrung beim Campen "hinter der Tanke" fahren wir am nächsten Tag bis nach Bursa. Dort fängt uns Önder, den ich von jmd. beim HU-Treffen empfohlen bekam, auch schon am Stadteingang ab und nimmt uns mit zu sich und seiner Familie nach Hause. Er selbst ist in Augsburg aufgewachsen und spricht daher 1A bayrisches Deutsch...

Bereits im Vorfeld hat er mir Ersatzteile bei BMW organisiert, die ich für die Weiterfahrt als sinnvoll erachte. Wie einen Kupplungs- und Gasseilzug. Vielen Dank dafür an dieser Stelle!!

Wir wechseln gemeinsam die Bremsen und Öl an meinem bike und auch sein Junior hilft tatkräftig mit... :-)


Fast schon wie ein Großer!


;-)


Gib mir Fünf!!

Jetzt fehlt mir noch ein neuer Hinterreifen und dann ist mein bike wieder "good to go" für die nächsten 10.000 km...

Tausend Dank an Önder und seine Familie für die tolle Unterstützung in Form von Ersatzteilebesorgung, Übernachten, Essen gehen, Hotel auf der Weiterfahrt organisieren und einfach eine gute Zeit miteinander verbringen!



Da es nach den ganzen Arbeiten schon Nachmittag ist, ich an diesem Tag keine Lust auf Camping habe und auch nicht mehr allzu weit fahren will, beschließe ich seit Langem nochmal ein Hotelzimmer für eine Nacht zu nehmen. Daraufhin ruft Önder einen Freund in der nahegelegenen Küstenstadt Mudanya an, wo wir doch einfach vorbeischauen sollen und er würde uns weiterhelfen. Dort angekommen, wir haben noch nicht einmal Zeit vom Motorrad abzusteigen, steht schon jemand mit den Worten "I am Ali, welcome to Mudanya, you must be Alex!?" neben uns... Und ich bin einmal mehr begeistert von der türkischen Mentalität und Gastfreundschaft.
Mudanya ist ein kleine Stadt an der Küste zum Mamara Meer, nicht mal 30 km von Bursa entfernt. Leicht touristisch, aber trotzdem recht schön!

Als ich am nächsten Morgen das Motorrad packe und wir fast losfahren wollen, gibt es noch ein kleines Problem...


was sich in Form von ca. 500 Litern Bier äussert, die gechickt hinter meinem bike plaziert sind... :-) Als sich dieses "Problem" dann auflöst, fahren wir entlang der Küste nach Gemlik und Yalova, wo ich mir dann bei ...



TURKCELL eine türkische SIM-Karte zulege, da ich denke, diese könnte in den kommenden Tagen und Wochen noch recht nützlich werden!? Wir fahren ein bißchen weiter und nehmen die Autofähre hinüber nach Gebze, um uns einen 100 km langen Weg um den östlichen Ausleger der "Mamara Sea" zu sparen. Und bei 12 TL (Türkischen Lira) für uns Beide inkl. Motorrad ist  es auch wirklich nicht nur eine Zeitersparnis.

Alp aus Istanbul hatte mir bereits im Winter, als ich bei CS meine Reisepläne gepostet habe, angeboten ein paar Tage bei ihm in Istanbul zu verbringen. Er schreibt mir per SMS, dass er in Kadiköy, einem Stadtteil auf der asiatischen Seite wohnt, so dass wir von Gebze aus auf der Schnellstraße immer jener Beschilderung folgen, bis wir am Stadion von Fernabahce vorbei



in besagtem Stadtteil ankommen, in einem wifi-Cafe auf ihn warten und anschließend feststellen, dass wir es in der 18 Mio. - Metropole auf Anhieb bis in einen Radius von 300 Metern zu seinem Haus geschafft haben. Und alles ohne Navi!!  ;-)

Da er gerade aus dem Büro kommt, Feierabend hat und keine Lust sich an die einheimischen Verkehrsregeln zu halten, legen wir diese 300 Meter auf allerkürzestem Weg zurück. Gut 100m entgegen der Fahrtrichtung auf einer dreispurigen Hauptverkehrstraße zwischen hupenden Autos hindurch, dann über die Fußgängerampel zur anderen Seite und dann zu seiner Garage... Er mit seinem Roller hat noch halbwegs gute Karten, ich dagegen mit einem guten Meter Arbeitsbreite und 450 kg und einer durch und durch zu Tode erschreckten Sozia, habe ein wenig Arbeit mich durch den Istanbul'schen Feierabendverkehr zu drängeln... :-/



Alp ist superklasse! Er ist knapp 50, fährt selber eine 1150er GS, war bereits in der gesamten Türkei unterwegs und auch weiter östlich im Iran und ist sehr relaxt. Tagsüber tougher Banker und am Abend und Wochenende... :-)




Hier in der TR gibt es 0,5 Liter Stubbis! Also "einarmiges Reißen in der Halbliter-Klasse"... ;-)

Er bietet uns an mehrere Tage bei ihm zu bleiben und da Istanbul ja eine größere Stadt ist, nehmen wir dies auch gerne an. Samstags nimmt er sich Zeit und seine "Q" aus der Garage und wir fahren mit zwei Motorrädern (zum Leidwesen von Mila...) den ganzen Tag kreuz und quer durch die Stadt, auf der Suche nach einem neuen Reifen, neuem Schlafsack, neuen Handschuhen usw. ...

In der Innenstadt sind viele Straßen dreispurig und werden je nach "rush-hour" 2:1 geschaltet. In der übrigen Zeit können sich beide Seiten die Mittelspur teilen.... 




Sehr skurril und gewöhnungsbedürftig und ich wundere mich auf's Äußerste, dass das alles unfallfrei abläuft!!!

Sonntags gehen wir dann zu Fuß zum Hafen und überqueren den Bosporus per Fähre



was ein sehr erhabenes Gefühl für mich ist und ich genieße es sehr!

"Ali auf dem Bosporus!!" :-)




in Sichtweite von Sultanahmet-Moschee und Ayasofya



kommen wir auf der europäischen Seite an und sehen 


die großen 


und kleinen Katzen am "Bospurus"!



treffen anschließend Alp's Freundin



zu einem leckeren türkischen Bier


 und schlendern danach am Ufer entlang


was schon echt gut ist und tut!!

Später versuchen wir ein paar von Mila's Bildern, die sie in der Zwischenzeit gemalt hat, zu verkaufen...


und laufen selber davor und danach noch über den Bazar.

Es ist so viel gewesen die vergangenen Tage, ich könnte für jeden Tag einen eigenen blog schreiben, was mir aber echt zuviel ist. Die Türkei gefällt sehr sehr gut! Was wohl auch an der super Gastfreundschaft von Alp liegt. Einmal mehr, dass ich so eine gute CS-Erfahrung mit "älteren" Männern mache. Ich habe das Gefühl, dass ich diese beeindrucke, da ich mit meinen 29 Jahren das tue, wovon diese schon seit langem oder gar Jahrzehnten träumen, was mir Alp sogar bestätigt. Allerdings hat er im nächsten Jahr (er geht dann in Rente) vor, auch mit seinem Motorrad auf eine lange Reise auf zu brechen und wollte von mir daher eine Menge Tipps haben, da ich für ihn der "experienced traveller" sei... :-)

Was mir bereits zu Beginn der Türkei aufgefallen ist, dass immer und überall Bilder von "Atatürk" zu sehen sind. Er ist der Nationalheld schlechthin und wird irgendwo zwischen "Superstar" und "Heiliger" verehrt. Den Namenszusatz der so viel wie "Vater aller Türken" bedeutet, habe er später aufgrund seines Wirkens bekommen. Er sei es gewesen, der nach dem 1. Weltkrieg und Zerfall des osmanischen Reiches, die Türkei gegen die englischen, italienischen noch weitere aber vor allem griechischen Besatzungsmächte befreit habe. Auch wurde er im Anschluss zum 1. Präsident der "neuen Republik Türkei" und habe sehr viele Reformen im Bezug auf den westlichen Lebensstil eingeleitet. So die Kurzfassung, wie Alp mir erklärt. 


So fahren wir eine Straße entlang, die eine gesamte Bilder-Galerie von ihm enthält


sowie Wimpel- und Fahnenketten


auf dem Basar werden seine Votiv-Tafeln mit denen anderer Freiheitskämpfern wie Che Guevara (oder der Mona Lisa??)


aufgehangen und auf größeren Plätzen sind Statuen und andere Gedenkplätze aufgebahrt.



Hinzu kommt dann noch, dass der Hauptflughafen in Istanbul nach ihm benannt und er auf der Vorderseite jedes einzelnen türkischen Geldscheines abgedruckt ist.

Auch finden wir ein Buch, was mich sehr interessiert, da ich gerne mehr über seine Person erfahren würde, 



allerdings in Türkisch. Und von daher bleibe ich auf die Erzählungen seiner heutigen Landsleute angewiesen...

Heute morgen wechsele ich dann noch meinen Hinterreifen. Nach einer längeren verzweifelten Suche, habe ich dann doch noch einen passenden Reifen gefunden. Zwar nicht die Ausführung, die ich gerne gehabt hätte, diese war an 5 (!!) Stellen nicht zu bekommen, aber immerhin doch noch einen Michelin...


Abends werden wir von Alp zum Abschied-Essen eingeladen. Auf Iskander, eine türkische Döner-Spezialität.




Alles in Allem verbringen wir 5 sehr schöne Tage in der türkischen Hauptstadt und ich bin sehr froh doch noch hierher gefahren zu sein, da ich eigentlich vor hatte, aufgrund der voran geschrittenen Zeit, dies auszulassen. 



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